Kalte Nächte, süße Tropfen

Trier/Bad Kreuznach · Es könnte eine gute Eisweinlese geben. Viele Winzer haben in diesem Herbst Trauben hängenlassen, weil die Früchte noch in einem Top-Zustand waren. Jetzt muss es nur noch kalt werden.

Trier/Bad Kreuznach. Ungewöhnlich viele Winzer in Rheinland-Pfalz setzen beim 2015er Jahrgang auf Eiswein. 180 Betriebe im Land hätten knapp 500 Flächen für eine mögliche Eisweinlese angemeldet, sagt der Sprecher der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, Frieder Zimmermann, in Bad Kreuznach. Die gesamte Fläche, auf der Weingüter Trauben für eine mögliche Lese bei längerem Frost hängengelassen haben, betrage 110 Hektar. "Das ist vergleichsweise sehr viel", sagt er. Grund sei seien die optimalen Witterungsbedingungen in diesem Jahr gewesen: "Die Trauben sind topgesund geblieben."
Trauben müssen durchfrieren


Bei einer Eisweinlese müssen die Trauben durchgefroren sein. Dazu braucht es mindestens minus sieben Grad Kälte über mehrere Stunden. "Es ist immer ein Lotteriespiel", sagt Zimmermann.
Die meisten Anmeldungen in diesem Jahr (60) kommen von der Mosel, gefolgt von Rheinhessen (57), Nahe (26), Pfalz (23) sowie Ahr und Mittelrhein (14). Im vergangenen Jahr hatten lediglich 36 Betriebe 20 Hektar angemeldet, 2013 waren es 102 Betriebe mit 75 Hektar. Seit 2013 müssen Winzer mögliche Eisweinernten voranmelden.
Auch bundesweit könne man davon ausgehen, dass die Bereitschaft, Trauben für eine Eisweinlese hängenzulassen, höher war, sagt der Sprecher des Deutschen Weininstituts, Ernst Büscher. "Man muss wirklich die Jahre suchen, in der die Trauben im Herbst noch so gesund und perfekt waren."
Bei vielen seien die Eisweinbestände zudem erschöpft: In den vergangenen zwei Jahren sei die Eisweinlese quasi ausgefallen. Einmal war es zu mild, einmal zu nass. 2012 sei dagegen ein sehr gutes Eisweinjahr gewesen.
In diesem Jahr seien die Voraussetzungen optimal, sagt Büscher. Wenn es nun eiskalt würde? "Dann könnte es auf jeden Fall ein sehr guter Eisweinjahrgang werden." Und: Je früher die Trauben für den edelsüßen Wein geerntet würden, desto besser. "Weil man sich für Eiswein auch noch gesunde Trauben wünscht."
Die Voraussetzungen seien gut, bestätigt auch Ansgar Schmitz, Geschäftsführer des Moselwein e.V. in Trier: "Wir haben eine gute und reife Qualität. Außerdem war die Temperatur auch schon vor dem Frost optimal", sagt er.
Eiswein ist eine Rarität, mit der einige Winzer ihren Jahrgang gerne krönten, sagt Schmitz. Wieder andere haben darin eine Marktlücke entdeckt: "Es gibt Betriebe, die sich gerade im Export einen lukrativen Markt für Eiswein aufgebaut haben, vor allem in Macao und im restlichen Asien." Und die Preise pro Flasche erzielten durchaus einige hundert Euro.
Der Vorteil: Eiswein hält sich einige Jahre und kann auch noch nach 15 oder 20 Jahren verkauft werden. Denn die überreifen Trauben werden gefroren gelesen und gepresst. Eiswein ist besonders süß, weil ein großer Teil des Wassers in den gefrorenen Früchten zurückbleibt und der Zuckergehalt sehr hoch ist.
dpa/sas

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