Kampf um Dornfelder-Qualität stößt sauer auf

MAINZ. (win) Klasse statt Masse lautet ein immer wieder propagierter Slogan in der Weinwirtschaft. Doch eine Landesverordnung, die Dornfelder-Rotwein auf Qualitätskurs halten soll, stößt Winzern sauer auf.

Die Zustimmung war voreilig: Die Präsidenten der drei Weinanbaugebiete Rheinhessen, Pfalz und Nahe waren sich mit Weinbauminister Hans-Artur Bauckhage im Juni einig, dass der zunehmend gefragte Dornfelder als Qualitätswein aufgewertet werden soll. Ein Mindestmostgewicht von 68 Grad Oechsle und wenigstens zwölf Volumenprozent Alkoholgehalt könnte sein Profil als der deutsche Markenrotwein sichern, kam man überein. Doch die Präsidenten wurden nun, nachdem die Landesverordnung unterschrieben ist, von aufgebrachten Winzern aus den eigenen Reihen zurück gepfiffen. Der Minister will sich davon jedoch nicht beeindrucken lassen.Adolf Schmitt, Präsident der Anbauregion Mosel-Saar-Ruwer, lehnte die Änderung von Anfang an ab. "Die Werte sind zu hoch", sagt er dem TV . Selbst wenn sie in diesem sonnigen Jahr auch in den nördlichen Anbaugebieten erreicht werden könnten, führen sie nach seiner Überzeugung in normalen Zeiten dazu, dass zu viele Fäulnis-Trauben anfallen, während auf die hohen Mostgewichte gewartet werden muss. Bei 60 bis maximal 65 Grad Oechsle ist beim Dornfelder an der Mosel normalerweise Schluss. Knapp 300 der insgesamt 9800 Hektar Rebfläche sind inzwischen mit der ertragreichen, gefragten und damit gut verkäuflichen Rebsorte bestückt. Er sei nicht gegen Qualitätsanhebung, versichert Schmitt. Doch beim Dornfelder gebe es Probleme.Zudem sei das Mindestmostgewicht nur ein Mosaikstein der Qualität. Sauer ist Schmitt auch auf seine Präsidentenkollegen aus dem an Dornfelder reicheren Süden, die ohne Rücksprache mit Mosel, Mittelrhein und Ahr vorgeprescht waren. Schmitt und seine Nord-Kollegen haben nun Ministerpräsident Beck gebeten, die Verordnung noch zu stoppen. Das Ministerium bleibt indes bei seinem "Qualitätskurs" und will nicht zurückweichen, weil ein Teil der Winzerschaft rebelliert. "Winzer, die es in diesem Sommer nicht schaffen, 68 Grad Oechsle zu erreichen, sollten lieber Zuckerrüben anbauen", sagt Ministeriumssprecher Jörg Wagner, vor allem in Richtung Pfalz und Rheinhessen.

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