Katalog auf Knopfdruck

TRIER. Ein Trierer Softwareunternehmen hat ein Produkt entwickelt, dass die Herstellung von Katalogen automatisiert. Möglich wurde die innovative Produktentwicklung durch die enge Zusammenarbeit mit Forschungen an der Universität Trier.

Manchmal könnte Reinhard Köhler verzweifeln. Es ist ein schwieriges Unterfangen, zu vermitteln, dass in seinem Unternehmen etwas Wertvolles entwickelt wird. "Software sieht man nicht", bedauert der Chef von RST Softwaresysteme in Trier. Greifen kann man es nicht, aber sein Produkt leistet dennoch Erstaunliches.

Köhler ist seit 1990 Professor an der Universität Trier für Linguistische Datenverarbeitung, ein Fach, das international als Computerlinguistik bezeichnet wird. Köhler war es zu wenig, nur zu lehren und zu forschen. Er wollte sein Wissen auch praktisch anwenden. So gründete er eine Softwarefirma. Seit 1999 gibt es RST in Trier und in Essen.

Auch in Internet-Zeiten sind Kataloge unverzichtbar

Die beiden Unternehmen werden nun verschmolzen, und Trier wird alleiniger Firmensitz.

Die Mitarbeiter von Köhler knobeln unter anderem daran, wie mit Computer-Programmen die Katalogherstellung revolutioniert werden kann. Denn auch in Zeiten von Shops im Internet bleibt der gedruckte Katalog ein

unverzichtbares Medienformat. Einen Katalog herzustellen ist jedoch eine aufwändige Angelegenheit. Eine Werbe-Agentur, Grafiker und eine Druckerei müssen in mehreren Schritten den Katalog zusammenstellen. Sobald der Katalog aktualisiert werden muss, etwa weil sich die Preise geändert haben, müssen erneut die Grafiker ran.

"Dieser Prozess wiederholt sich ständig und ist langsam, fehlerträchtig und teuer," sagt Köhler. Die Idee war es, eine zentrale Datenbank anzulegen. Wie kommen aber die als Word-Dokument, Excel-Tabellen oder Fotos vorliegenden Daten in die Datenbank hinein und wie können sie wieder entnommen werden?

Die Lösung gab die Computerlinguistik: Es wurde nach bestimmten Regeln gesucht. Zum Beispiel, dass in einem bestimmten Katalog die Artikelnummer immer links vom Preis steht. Mit diesen Regeln wurde eine so genannte "Grammatik" erstellt, mit dem die Software die Daten verarbeitet und sortiert.

Mittlerweile stellen Werbe-Agenturen und der Stamm-Verlag, aber auch weltweit tätige Unternehmen wie der Elektronik-Konzern Toshiba oder Messer, ein Hersteller von Schweiß- und Schneidetechnik, ihre Kataloge, Internet-Seiten

und CD-Roms mit der Software aus Trier her. Ein Knopfdruck genügt, und der Computer generiert den Katalog. So müssen sie für die Herstellung von Publikationen keine externen Dienstleistungen mehr einkaufen.

"iQuma" nennt RST seine innovative Software, und damit bietet RST ein Produkt an, das weltweit einzigartig ist. Nicht umsonst gab es dafür den Preis "Innovativer Mittelstand 2000". Die Vermarktung des Produkts, das seit einem halbem Jahr auf dem Markt ist, beginnt allerdings erst jetzt. Köhler will deshalb seine Firma im Vertrieb ausweiten. "In vier Jahren streben wir 180 Mitarbeiter an", verrät Köhler.

Vorbildlich ist die Kooperation der Trierer Computerlinguistik mit der Wirtschaft. Für Köhler ist die Universität jedoch keine

Berufsausbildungsinstitution: "Auch ohne Anwendungsbezug hat die Universität ihre Berechtigung."

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