Kein Anschluss

Die Telekom - immer wieder sorgt sie für Ärger. Zwei Beispiele aus Trier und Saarburg zeigen, dass das Unternehmen noch weit davon entfernt ist, eine kundenfreundlicher Konzern zu sein.

Trier/Saarburg. Der Streik bei der Telekom ist seit Sommer vorbei. Doch noch immer sorgt der wochenlange Ausstand der Mitarbeiter des Bonner Konzerns für Unmut. Monate hat es bei einigen Telekom-Kunden gedauert, bis tote Anschlüsse wieder funktionierten (der TV berichtete). Auch Joachim Kind aus Saarburg ist Opfer des Telekom-Streiks. Der selbstständige Ingenieur musste fünf Monate warten, bis er wieder telefonisch erreichbar war. "Eine Katastrophe, wenn man gerade mal ein Jahr im Geschäft ist", sagt der 39-Jährige. Im Mai ist er mit seinem Büro innerhalb Saarburgs umgezogen, zwei Monate vorher informierte er die Telekom darüber. Kind wurde zugesagt, dass kurz vor dem Umzug die Telefonanlage an der neuen Adresse installiert werde und funktionstüchtig sei.Am Beschwerdetelefon immer wieder hingehalten

Doch nichts passierte, das Telefon am neuen Standort war tot. Was Kind am meisten ärgert: Trotz mehrfacher Reklamationen gab es zunächst keine Reaktion der Telekom. Wahrscheinlich war der Streik die Ursache. Irgendwann im Juni hieß es, ein Techniker komme verbindlich vorbei. Fehlanzeige. Am Beschwerdetelefon des Unternehmens wurde Kind immer wieder hingehalten. Man müsse ein neues Kabel für seinen Anschluss verlegen, dann hieß es, es sei keine Leitung mehr frei. Trotzdem wurde ihm auch während der telefonlosen Zeit die Grundgebühr für einen (nicht vorhandenen) ISDN-Anschluss Monat für Monat abgebucht. Seit Anfang September kann Kind wieder telefonieren, allerdings nur über einen für Internetverbindungen langsamen Analog-Anschluss. Nun reicht es ihm. Er will die Telekom verklagen. 5121,60 Euro verlangt er als Schadensersatz für Fahrten zu seinem Bruder, um in dessen Büro Faxe und E-Mails zu verschicken und für den erhöhten Zeitaufwand. "Darin sind nicht die möglicherweise verloren gegangenen Aufträge enthalten", sagt Kinds Anwalt Gerd Müller aus Saarburg. Und offensichtlich zeigt die Drohung Wirkung. Die Haftpflichtversicherung des Unternehmens hat sich bei Müller gemeldet und angedeutet, dass sie auf die Forderungen eingehen werde. "Falls nicht, werden wir klagen", kündigt Müller an. Sollte das Unternehmen zahlen, wäre es nicht nur ein Erfolg für den Saarburger Unternehmer. Es wäre auch ein Zeichen für alle, die aufgrund des Streiks monatelang ohne Telefon und Internetverbindung waren. Mit Interesse dürfte auch der Trierer Geschäftsmann Walter Kubach die Anstrengungen von Joachim Kind verfolgen. Wochenlang nicht zu erreichen

Wochenlang war der Anschluss des Trierers in seinem Geschäft in der Trierer Fußgängerzone gestört, morgens war der Laden nicht mehr zu erreichen. Nicht nur das: Weil das Telefon tot war, funktionierte auch das Zahlen mit der Scheckkarte nicht mehr. Kubach musste Kunden, die bargeldlos bezahlen wollen, zum nächsten Geldautomaten schicken. Und wer ihn anrufen wollte, der bekam nur zu hören: "Der Teilnehmer ist vorübergehend nicht zu erreichen". "Das ist doch geschäftsschädigend. Da denkt man doch direkt, der ist pleite", ärgert sich Kubach.Zwar kam mehrmals ein Techniker in den Laden, doch beheben konnte der den Fehler nicht. Allerdings konnte auch keiner erklären, woran es lag, dass Kubachs Leitung. zeitweise tot war. "Da kommt man sich vor wie ein Idiot." Mittlerweile, nach fast drei Monaten, geht Kubachs Telefon wieder. Woran es lag, weiß er aber bis heute nicht.

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