Kein Schuss aus der Hüfte

PRONSFELD. Also doch: Die Pronsfelder Milch-Union Hocheifel (Muh) strebt für 2008 eine Fusion mit der nordrhein-westfälischen Humana Milchunion an. Basis ist ein Partnerschaftsvertrag, den die beiden Unternehmen in diesen Tagen geschlossen haben (der TV berichtete).

 Ein Gläschen auf die Fusion – die Muh-Chefetage (von links): Manfred Graff, Rainer Sievers, Klaus Land, Winfried Meier. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Ein Gläschen auf die Fusion – die Muh-Chefetage (von links): Manfred Graff, Rainer Sievers, Klaus Land, Winfried Meier. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

"Die Fusion ist das Ziel", sagt Muh-Geschäftsführer Rainer Sievers bei der Pressekonferenz am Mittwochmorgen in Pronsfeld. "Diese Partnerschaft ist der Weg dahin." In den vergangenen Jahren wäre der Muh-Chef lieber im nächsten Milchsee abgetaucht, als einer Fusion das Wort zu reden. Aber die Zeiten haben sich geändert - "und zwar gravierend": Die Agrarpolitik der Europäischen Union (EU) sei mittlerweile eine völlig andere. "Wesentlicher Punkt ist, dass sich die EU aus der Marktregulierung zurückzieht. Interventionen werden gegen Null gefahren. Wir bekommen eine völlige Liberalisierung des Markts. Und wenn sich der Kurs um 180 Grad dreht, dann haben wir unsere Philosophie so auszurichten, dass wir in Zukunft Kurs halten."Humana als "idealer Partner"

Die Humana Milchunion sei dabei der "ideale Partner". Nicht zuletzt, weil auch die Nordrhein-Westfalen genossenschaftlich organisiert seien - und weil sich die Produktpaletten beider Unternehmen ergänzten. "Das ist kein Hüftschuss", betont der Muh-Geschäftsführer. "Man hat sich sehr intensiv in die Augen geguckt und die Frage gestellt: Kann das funktionieren? Und wir glauben: Es kann." Auf dem Weg dahin seien allerdings noch einige Hausaufgaben zu erledigen. Einiges davon sei "unternehmensintern" und deshalb nicht zu erfahren. Dennoch soll Humana seine Strukturen bis 2008 "optimieren". Außerdem sollen bisherige Investitionsvorhaben unter die Lupe genommen und Änderungen in der Produktionsstruktur geprüft und abgestimmt werden. Und dann wäre da noch der Milchpreis: So zahlten die Eifeler 2005 im Jahresschnitt ihren Lieferanten mit 29 Cent fürs Kilogramm bis zu zwei Cent mehr als die Milchmänner aus Everswinkel bei Münster. "Diese Preisdifferenz zwischen beiden Unternehmen muss deutlich reduziert werden", sagt Sievers. Wird die Muh bis dahin ihren Lieferanten also weniger zahlen? Sievers: "Eher nicht." Der Preisunterschied müsse zwar bis 2008 aufgehoben sein. "Also müssen wir daran arbeiten. Vielleicht aber zahlt Humana ein bisschen mehr als wir" - denn die Pronsfelder wollen ihr bisheriges Preisniveau halten. Im angestrebten neuen Unternehmen soll der Eifeler Standort - obwohl der kleinere Partner - weiter ausgebaut werden: Die Muh-Zentrale, verspricht Vertriebschef Winfried Meier, bleibe "das Kompetenzzentrum für haltbare Produkte". Vor allem die Zahl der Arbeitsplätze soll keinesfalls verringert werden. Sievers versichert, "dass der Standort Pronsfeld weiter wachsen wird." Die Muh (630 Mitarbeiter) rechne damit, weitere Beschäftigte einzustellen. "Ich kann Ihnen heute noch nicht sagen, wie die neuen Strukturen in letzter Konsequenz aussehen werden. Aber Pronsfeld wird mit Abstand der größte Standort des neuen Verbunds sein." Der Hauptsitz des angestrebten Konzerns steht noch nicht fest. Im Fall der Fusion entstünde aber der mit mehr als 2,5 Milliarden Euro im Jahr umsatzstärkste Milchgigant Deutschlands. Beide Unternehmen verarbeiten zusammengerechnet rund drei Milliarden Kilogramm Milch jährlich. "Aber die Größe allein zählt nicht", sagt Rainer Sievers. Jetzt gelte es, den Zeitplan "besonnen und arbeitsintensiv anzugehen. Damit wir unseren Mitgliedern in einem Jahr empfehlen können, dass wir fusionieren."

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