Kein Schutz vor Schneelast

TRIER. Stromausfälle durch das Zusammenbrechen vereister Überlandleitungen sind generell auch in der Region möglich. "Allerdings nur, wenn es bei uns zu einem solchen Jahrhundert-Wetterereignis wie in NRW kommen sollte", beruhigt RWE-Pressesprecher Rolf Lorig.

Als der Energieriese RWE Rhein-Ruhr zum ersten "regionalen Pressegespräch" einlud, rechnete niemand damit, dass statt neuer Technik und Preiserhöhungen der Strom-Gau in Nordrhein-Westfalen das beherrschende Thema des Tages sein würde. Denn dass auch in der Region Trier Strommaste unter dem Gewicht dick vereister Leitungen zusammenbrechen könnten, wollte Klaus Voußem nicht ausschließen.Alle Maste haben gleiche Statik

"Solch nasser Schnee bildet bei entsprechenden Temperaturen nun mal dicke Eiswalzen um Stromleitungen. Und die Maste haben überall die gleiche Statik", sagte der Leiter des RWE-Regionalzentrums Trier. Doch Nass-Schnee in dieser Menge sei ein sehr seltenes Ereignis. In der Region Trier habe bisher kein Strommast unter einer Eislast nachgegeben. Schützen könne man die Leitungen nicht. "Gegen Raureif habe ich mal die Volt-Zahl des fließenden Stroms heraufsetzen lassen, um die Temperatur der Leitungen zu erhöhen - gebracht hat das nicht viel", sagte Voußem. Die Wartung der Maste und Leitungen sei in den vergangenen Jahren stets verbessert worden - trotz des immensen Personalabbaus. "Der Einsatz neuer Technik gleicht die dünner gewordene Personaldecke aus", sagte Voußem. So setze man beispielsweise Hubschrauber im Tiefflug ein, aus denen heraus Leitungen und Maste inspiziert und repariert werden. An Fremdfirmen vergeben würden lediglich die Reparaturarbeiten. "Das Sichten und Überprüfen betrachten wir als eine Kernaufgabe unserer eigenen Techniker." Rund 42 Millionen Euro, exklusive Personalkosten, lässt die RWE sich die Instandsetzung ihres Netzes im Gebiet des Regionalzentrums Trier kosten. Dafür werden in den Kreisen Trier-Saarburg, Bernkastel-Wittlich und Bitburg-Prüm unter anderem rund 10 500 Kilometer Leitungen gewartet, rund 60 Prozent davon Freilandleitungen. Der Kreis Daun wird über das Regionalzentrum Rauscher Mühle versorgt. "Neue Leitungen werden beinahe ausschließlich unterirdisch verlegt", sagte Voußem. So sind die Leitungen vor Witterungseinflüssen besser geschützt. Allerdings sei es bei Hochvoltleitungen ab 110 000 Volt technisch nicht sinnvoll, Leitungen über weite Strecken unter der Erde zu verlegen. "Generell haften wir für Stromausfälle, die nicht von uns verantwortet wurden, nicht", erklärte Kurt Rommel, rheinland-pfälzischer RWE-Vertriebsleiter. Eine Haftung in Fällen höherer Gewalt sei "nicht finanzierbar". Dabei will die RWE zum 1. Januar die Strompreise erhöhen. "Zurzeit haben wir zwar höhere Preise als vor der Öffnung des Marktes für private Anbieter Ende der 90er, aber der Anteil, der in die Staatskasse geht, hat sich auch von 25 auf 40 Prozent erhöht", rechnete Rommel vor, warum Wettbewerb und Globalisierung des Marktes dem Endverbraucher keinen Vorteil gebracht haben. Darüber, wie weit der neue Strompreis ab 2006 über den derzeitigen 16,43 Cent pro Kilowattstunde liegen wird, entscheidet die zuständige Aufsichtsbehörde.

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