Kein ungeliebtes Kind

TRIER. Ende einer Hängepartie: Der defizitäre bistumseigene Paulinus-Verlag wird Ende des Jahres von der ebenfalls bistumseigenen Verwaltungs- und Management-Gesellschaft (VMG) übernommen. Personal werde nicht abgebaut, versprach Generalvikar Georg Holkenbrink den 41 Mitarbeitern.

Als sich Generalvikar Georg Holkenbrink, der bischöfliche Finanzminister Bernd Franken und Medienchef Stephan Wahl vor zwei Wochen trafen, um über die Zukunft des Paulinus-Verlags zu beraten, war anschließend Stillschweigen angesagt. "Ich kann nicht viel sagen", meinte Fernsehpfarrer Wahl nach der Sitzung, "es gab keine Entscheidung, wir treffen uns Mitte Dezember noch einmal." Zu diesem Zeitpunkt pfiffen die Spatzen schon längst von den Dächern (der TV berichtete mehrfach), was seit gestern offiziell ist: der Paulinus-Verlag wird zum 1. Januar 2006 von der Verwaltungs- und Management-Gesellschaft (VMG) übernommen. Damit solle das "bisher wirtschaftlich erfolgreiche Unternehmen" für die Konkurrenzsituation am Markt gestärkt werden, erklärte Verwaltungschef Holkenbrink die Transaktion. Der Paulinus-Verlag wirtschaftlich erfolgreich? In den vor anderthalb Jahren verabschiedeten Sparbeschlüssen des Bistums ist noch von einem Zuschussbedarf von 500 000 Euro die Rede, der bis 2008 gänzlich entfallen solle. Dieses Ziel könnte jetzt sogar erreicht werden, wenn die zehn Paulinus-Redakteure und -Redaktionsassistentinnen - wie geplant - im nächsten Jahr "in die Strukturen des Bistums übertragen" werden und damit nicht mehr auf der Gehaltsliste des Verlags stehen. Das kirchliche Medienunternehmen betreibt unter anderem auch eine Werbeagentur, die längst nicht nur kirchennahe Kundschaft betreut. Ein weiterer Grund für das Bistum, den Paulinus-Verlag an die VMG zu übertragen. Für Außenstehende kaum verständlich: Im Gegensatz zum Paulinus-Verlag ist die Verwaltungs- und Management-Gesellschaft keine kirchliche Einrichtung, will heißen: Der Arbeitgeber führt für die Beschäftigten keine Beiträge in die Kirchliche Zusatzversorgungskasse ab, und die kirchliche Grundordnung gilt nicht. Kaum verständlich deshalb, weil auch die VMG zu 70 Prozent dem Bistum gehört und zu 30 Prozent dem Bischöflichen Stuhl. Und im Handelsregistereintrag ist explizit vermerkt, dass "die Tätigkeiten der Gesellschaft der Lehre der katholischen Kirche nicht widersprechen dürfen". Generalvikar Holkenbrink versteht daher auch die Aufregung nicht: "Der Paulinus Verlag bleibt ein Unternehmen der Kirche. Es kann keine Rede davon sein, dass wir uns von einem ungeliebten Kind trennen wollen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort