Keine Angst vor Osteuropa

TRIER. Als Mittelständler im Osten investieren? Mit Chancen und Risiken von unternehmerischem Engagement in den EU-Beitrittsländern beschäftigte sich eine Veranstaltung der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) in der Industrie- und Handelskammer (IHK).

"Follow me - Neue Partner, neue Chancen" heißt die Veranstaltungsreihe, mit der die ISB in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau, den Handwerkskammern, den Industrie- und Handelskammern, dem Südwestrundfunk und dem F.A.Z.-Institut Lust auf Investitionen in den neuen EU-Ländern wecken wollen. Zehn Staaten treten am 1. Mai der Europäischen Union bei, 25 Länder mit 454 Millionen Bürgern umfasst der Staatenbund dann. "Die EU-Erweiterung stellt die bisher größte Herausforderung für die Europäische Union seit der Unterzeichnung der römischen Verträge der sechs Gründerstaaten im Jahre 1957 dar", sagte ISB-Geschäftsführer Jakob Schmid. Er appellierte an die Unternehmer - rund 200 Besucher waren zu der Veranstaltung gekommen - die neuen EU-Mitglieder als Chance für die eigene Geschäftstätigkeit zu sehen, gleichzeitig die Risiken aber nicht außer acht zu lassen. Einen Überblick über Teilung und Einheit Europas gab der Historiker Guido Knopp in dem Vortrag "Deutschland in Europa: Vom deutschen Europa zum europäischen Deutschland". Vom ersten Weltkrieg über die Nazizeit bis hin zur Wiedervereinigung Deutschlands stellte er auseinander reißende und vereinende Entwicklungen dar. "Hitlers Ziel war das deutsche Europa - es wäre ein Alptraum geworden", sagte Knopp.Umzingelt von Verbündeten

Die Wiedervereinigung bezeichnete er als "Glück und Gnade der Geschichte". Zum ersten Mal in der Geschichte habe Deutschland das Ziel "Einheit, Freiheit, Frieden" erreicht. Knopp: "Wir sind umzingelt von Verbündeten." In die Zukunft sieht der Historiker mit Optimismus: "Europa hat jetzt Chancen wie noch nie." Auf neue Partner zuzugehen, dazu rief Staatssekretär Harald Glahn die Unternehmer auf: "Die neuen Länder stellen mit nahezu 75 Millionen Konsumenten und über 400 Milliarden Euro Wirtschaftskraft für die Unternehmen im Land wichtige Zukunftsmärkte dar." In einer Podiumsdiskussion beschäftigten sich Wirtschaftsexperten mit den konkreten Risiken und Möglichkeiten von Investitionen im Osten. "Rein theoretisch ist der Marktzugang nicht mehr schwierig", sagte Dag-Uwe Holz vom F.A.Z.-Institut. Grundsätzlich sei das Recht geschaffen, in den neuen EU-Ländern unternehmerisch tätig zu werden, in der Praxis könnten sich aber Schwierigkeiten durch die Umsetzung in den einzelnen Ländern ergeben. Mit Kontakten zu den Kammern vor Ort wollen die IHK und die Handwerkskammer Trier den Unternehmen helfen, in den neuen EU-Staaten Fuß zu fassen. IHK-Hauptgeschäftsführer Arne Rössel: "Es gibt Kniffe, um von Überbürokratie verschont zu bleiben."

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