Keine goldenen Löffel geklaut

Schon wieder geht dem Trierer Bistum eine Spitzenkraft von der Fahne: Die Bischöflichen Weingüter und ihr Direktor Helmut Plunien trennen sich einvernehmlich, wie es offiziell heißt. Insider berichten dagegen von reichlich Knatsch hinter den Kulissen.

 Wirbt künftig nicht mehr für die Weine des Bischofs: der scheidende Direktor Helmut Plunien. Foto: TV-Archiv/Friedemann Vetter

Wirbt künftig nicht mehr für die Weine des Bischofs: der scheidende Direktor Helmut Plunien. Foto: TV-Archiv/Friedemann Vetter

Trier. Eigentlich hätte sich Helmut Plunien in diesen Tagen zufrieden zurücklehnen und die Vorweihnachtszeit genießen dürfen. Erst vor wenigen Wochen verlieh die jährlich erscheinende Weinbibel Gault Millau dem Güterdirektor des Bischofs zwei von fünf möglichen roten Trauben und bescheinigte den unter der Verantwortung Pluniens hergestellten Weinen: "Der Trend zeigt deutlich nach oben."

Doch statt einer Extra-Portion Weihnachtsgeld für den 44-Jährigen sucht Plunien jetzt einen neuen Job. Der Güterdirektor und die Bischöflichen Weingüter "trennen sich einvernehmlich zum 31. März 2010", heißt es in einer gestern versandten Pressemitteilung.

Die Mitteilung ließ schon deshalb aufhorchen, weil das Bistum sich bei Personalangelegenheiten ansonsten nie äußert, zumindest nicht ungefragt. Als beispielsweise Mitte des Jahres der langjährige Geschäftsführer der Trägergesellschaft des Bistums Trier (betreibt unter anderem das Weinrestaurant Cumvino), Jürgen Kast, gefeuert wurde, wurde dies erst bestätigt, als dies die Spatzen schon von den Trierer Dächern pfiffen.

Im Fall des Weingut-Direktors Helmut Plunien kam die Mitteilung allerdings, ohne dass es zuvor eine Anfrage gegeben hätte. "Auf Wunsch des Betroffenen", sagt Bischofssprecher Stephan Kronenburg, "wir hätten von uns aus daraus nichts gemacht." Was aber ist denn nun der Grund für die Trennung von Plunien, dem auch regionale Experten allseits bescheinigen, das größte Weingut an Mosel, Saar, Ruwer in den vergangenen zweieinhalb Jahren deutlich nach vorne gebracht zu haben? "Unterschiedliche Auffassungen im Hinblick auf die Leitung der Weingüter", heißt es verklausuliert in der Mitteilung.

Helmut Plunien selbst will sich auf TV-Anfrage nicht konkret zu der Kündigung äußern. "Ich bin nicht gekündigt worden, und ich habe auch nicht gekündigt", sagt der 44-Jährige, "wir haben vielmehr einen Auflösungsvertrag geschlossen." Fakt sei auch: "Ich habe keine goldenen Löffel geklaut und mir auch sonst nichts zuschulden kommen lassen."

Fakt ist aber auch: Offiziell endet Pluniens Vertrag erst Ende März, doch sein Büro hat der scheidende Direktor schon geräumt. "Ich habe nichts in der Hinterhand", sagt der 44-Jährige zu seinen Zukunftsplänen.

Spekulationen in Fachkreisen



Was wirklich zum Bruch zwischen dem Direktor und dem Verwaltungsrat der Weingüter (mit Generalvikar Georg Holkenbrink an der Spitze) geführt hat, darüber wird nun in Fachkreisen heftig spekuliert. Ein Weinbaufunktionär will wissen, dass Plunien hohe Investitionen geplant habe, die mit Blick auf das geplante Sparpaket des Bistums aber abgelehnt worden seien. Ein anderer berichtet von "erheblichen Spannungen zwischen dem fordernden Plunien und einigen der 50 Mitarbeiter".

Besonders gekriselt haben soll es auch zwischen Plunien und dem Verkaufschef der Weingüter, Erwin Engel. "Plunien war zwar der Chef, aber Engel, den der Direktor in die zweite Reihe drängte, ist im Generalvikariat einfach besser vernetzt", sagt ein Insider.

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