Komfortabel in die Kurven

Trier/Bitburg/Wittlich/Prüm · Das Geschäft mit Autos boomt. Weniger Gebrauchte, mehr Neuwagen und mehr Komfort - laut einer neuen Aral-Studie legen Autofahrer ihr Geld lieber in Autos an, statt es zur Bank zu bringen. Das bestätigen auch Autohändler aus der Region. Der Trend Elektrofahrzeug ist in der Region allerdings noch nicht angekommen.

 Für Komfort sind die Autokäufer bereit, ein bisschen tiefer in die Tasche zu greifen. Foto: Symbolbild/dpa

Für Komfort sind die Autokäufer bereit, ein bisschen tiefer in die Tasche zu greifen. Foto: Symbolbild/dpa

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Trier/Bitburg/Wittlich/Prüm. Die Sitzheizung wärmt den Rücken auf angenehme 20 Grad, die Luft riecht frisch, über mehrere Boxen ertönt der klare Ton des aktuellen Lieblingslieds - Entspannung, Ruhe, Behaglichkeit. Draußen: Lärm, Staub, Abgase, Stau, Stress. Doch davon bekommt der Fahrer nicht viel mit. Er sitzt in seiner Komfortzone - einem neuen Auto mit jeder Menge Extras.
Denn einfach kann jeder. Heute ist Komfort Standard. Das darf dann auch gerne mal ein paar Euro mehr kosten. Das jedenfalls besagt eine aktuelle Aral-Studie. Und das bestätigen auch die Autohändler aus der Region.
Kaufinteresse auf Rekordhoch


Gerd Strellen, Filialleiter im Autohaus Eifel-Mosel in Prüm (VW, Audi) sagt: "Die technische Entwicklung geht immer weiter, die Autos werden automatisch teurer. Auf Komfort wird mehr Wert gelegt. Außerdem werden weniger Autos mit kleinen Motoren gekauft. Denn mehr PS bedeutet mittlerweile nicht automatisch auch mehr Verbrauch." Auch Helmut Simon, Geschäftsführer des Autohauses Raiffeisen Wittlich, Bitburg und Trier (Dacia und Renault) bestätigt, dass weniger Basismodelle verkauft werden und viele Kunden sich ihr Auto gerne individuell nach ihren Wünschen zusammenstellen lassen.
Simon beobachtet in den letzten zwei Monaten noch einen weiteren Trend: "Der Kunde überlegt nicht mehr so lange. Es gibt mehr Spontankäufe."
Laut der Aral-Studie ist momentan das Kaufinteresse so groß wie nie zuvor in der Geschichte der Studie seit 2003: 36 Prozent der Befragten wollen sich in den kommenden 18 Monaten ein anderes Auto zulegen. Das entspricht einem Plus von zehn Prozentpunkten gegenüber der Vorgängerstudie von vor zwei Jahren.
Ein weiteres Ergebnis der Studie: Die Käufer bezahlen ihre Autos gerne in bar. Etwas, ds die Autohändleer in der Region nicht bestätigen können. Denn auch wenn der Käufer bar bezahlt, kann er das Geld woanders geliehen oder finanziert haben. "Die Zinsen sind momentan so niedrig, dass viele Kunden lieber finanzieren und das Geld, das sie haben, für andere Dinge ausgeben", sagt Gerd Strellen.
Gekauft werden mehr Neuwagen und weniger Gebrauchte, heißt es in der Studie. Christof Filusch, Verkäufer im Autohaus am Hafen in Trier (Nissan) kann diesen Trend bestätigen. "Das liegt unter anderem daran, dass die Haltedauer der Fahrzeuge länger geworden ist." Beim Prümer Autohaus sind die Verkaufszahlen bei den Gebrauchtwagen gestiegen, bei den Neuwagen sind sie gleich geblieben. "Wir nutzen das Internet, um unsere Gebrauchtwagen an eine breitere Käuferschicht zu verkaufen. Im ersten Halbjahr diesen Jahres haben wir rund 30 Prozent mehr Gebrauchte verkauft als im vergangenen Jahr."
Beim Kauf eines Neuwagens wird aber nicht nur auf Komfort geachtet, auch die Ansichten zum Thema Elektromobilität haben sich geändert. Zumindest theoretisch. In der Studie heißt es: "Die Bereitschaft, einen Mehrpreis zu entrichten, steigt deutlich. Wenn das Wunschmodell als reines Elektroauto angeboten würde, wären 30 Prozent der Befragten bereit, dafür mehr Geld zu investieren. Dieser Anteil hat sich innerhalb von nur zwei Jahren mehr als verdoppelt. Zu einem unmittelbaren Kaufinteresse führt das jedoch nicht, denn beim Autokauf innerhalb der nächsten 18 Monate ziehen nur ganze zwei Prozent der Studienteilnehmer ein Elektroauto in Betracht." Auch wenn die Autohändler in der Region die elektrischen Alternativen anbieten - die Verkaufszahlen sind hierzulande verschwindend gering. "Die Infrastruktur für Elektroautos ist in Deutschland einfach noch nicht gegeben," sagt Christof Filusch.
VW hat die treuesten Kunden



Gerade in den ländlichen Regionen wie Wittlich oder Bitburg, wo die Wege weiter sind als in der Stadt, werden ohnehin mehr Dieselfahrzeuge verkauft, bestätigen die Autohändler aus der Eifel. "Ein Autofahrer in Bitburg oder Wittlich fährt im Schnitt etwa 5000 bis 7000 Kilometer mehr im Jahr als ein Autofahrer aus Trier", sagt Helmut Simon, der als Geschäftsführer des Autohauses Raiffeisen in Trier, Wittlich und Bitburg den direkten Vergleich hat.
Kaufen wollen viele, die wenigsten haben sich dabei auf eine bestimmte Marke festgelegt. Volkswagen hat laut Studie mit 17 Prozent die treuesten Kunden. Auch das VW- und Audi-Autohaus in Prüm hat viele Stammkunden. "Viele fahren dieselbe Marke ein Leben lang," sagt Gerd Strellen. Diejenigen, die noch zweifeln, schauen sich oft in verschiedenen Autohäusern um und informieren sich im Internet. Raiffeisen-Geschäftsführer Helmut Simon sagt: "Beim Autokauf läuft viel über Emotionalität. Manchmal ist es die Farbe, mal die Form oder der sympathische und kompetente Verkäufer entscheidend."

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