Lokführer legen Streikpause ein, Schaffner drohen mit Arbeitskampf

Berlin/Frankfurt · Bahnfahrer können durchatmen: Die Lokführer wollen vorerst nicht mehr streiken. Dafür kündigen die Schaffner einen Arbeitskampf an. Nach dem Ende des längsten Ausstands in der Bahngeschichte hat sich gestern der Zugverkehr auch in der Region wieder normalisiert.

Berlin/Frankfurt. Der bisher längste Lokführerstreik bei der Deutschen Bahn ist nach einer Woche vorbei. Der achte Ausstand im aktuellen Tarifstreit sei wie geplant am Sonntagmorgen um neun Uhr beendet worden, sagte ein Sprecher der Lokführergewerkschaft GDL in Frankfurt. Nach Angaben der Bahn wird es aber noch eine Weile dauern, bis der bundesweite Zugverkehr wieder normal rollt. GDL-Chef Claus Weselsky betonte, vorerst keine weiteren Streiks zu planen. "Das Land und die Bahnkunden haben jetzt eine Pause verdient - und die Bahn eine Nachdenkpause zum Reagieren", sagte Weselsky der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.
Nähere Angaben zur Länge der "Pause" machte Weselsky zunächst nicht. Zuvor hatte er mit neuen Streiks gedroht, falls die Bahn nicht auf die GDL-Forderungen eingehe. Der einwöchige Ausstand sei ein "absoluter Erfolg" gewesen, sagte Weselsky der Saarbrücker Zeitung. Am Sonntag blieb noch vor allem im Fernverkehr ein Ersatzfahrplan in Kraft. "Die GDL hat das Streikende zeitlich hinter den normalen Betriebsbeginn gelegt und das macht es schwer, die Fahrzeuge zu disponieren und auch die Mitarbeiter dort hinzubringen, wo sie sein müssen", sagte ein Bahnsprecher. Im Fernverkehr seien 250 Züge im Einsatz. "Aber wir arbeiten mit Hochdruck daran, dass rund 50 zusätzliche Züge eingesetzt werden können."
In der Region Trier lief der Nahverkehr laut Internetfahrplan der Bahn gestern Mittag weitgehend normal. Zu größeren Verspätungen kam es nicht, streikbedingte Zugausfälle gab es nicht mehr.
Auch die viel größere Gewerkschaft EVG, die mit der GDL konkurriert, erwägt mittlerweile, den Personenverkehr lahmzulegen. Ihr Vorsitzender Alexander Kirchner sagte, es gebe noch zwei Verhandlungstermine im Mai, dann müsse ein Abschluss erreicht sein. "Wenn wir nicht vorankommen, schließen wir Streik nicht aus. Aber wir streiken nicht, nur weil andere streiken."
Um Arbeitskämpfe bei der Bahn in Zukunft zu vermeiden, plädiert der ehemalige Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) dafür, alle 20 000 Lokführer zu verbeamten. "Der exzessive Streik der GDL ist eine ungewollte Folge der Bahnreform", sagte der Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses im Bundestag. Lokführer mit Beamtenstatus, derzeit rund 5000, fallen nicht unter den Tarifvertrag und dürfen nicht streiken. Sie wurden noch vor der Privatisierung der Bahn 1994 eingestellt.
Der Ausstand hatte im Güterverkehr am Montag und im Personenverkehr am Dienstag begonnen. Die GDL will in dem seit Monaten stockenden Tarifkonflikt für alle Berufsgruppen des Zugpersonals eigene Tarifverträge erstreiten. dpa/red

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