Mai-Sonne und heiße Tarifkämpfe

Selten war der "Promifaktor" bei der Maikundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) so groß wie in diesem Jahr auf dem Petrisberg in Trier. Zahlreiche Bundestags- und Landtagsabgeordnete von CDU und SPD erlebten dabei die Premiere eines Trierer Oberbürgermeisters als Gastredner.

 Rund 300 Besucher trafen sich zur DGB-Maikundgebung in Trier. TV-Foto: Heribert Waschbüsch

Rund 300 Besucher trafen sich zur DGB-Maikundgebung in Trier. TV-Foto: Heribert Waschbüsch

Trier. Sonne, Musik und kalte Getränke: Die Maikundgebung des DGB-Bezirks Trier stand in diesem Jahr unter einem guten Stern. Zudem hatte sich erstmals ein Trierer Oberbürgermeister als Gastredner auf der Kundgebung angemeldet. Freilich sieht OB Klaus Jensen nichts Besonderes daran: "Es ist doch ganz normal, dass der Trierer OB bei einer solchen Veranstaltung in Trier auch Grußworte spricht", wunderte sich Jensen über die große Nachfrage.Während also die äußeren Umstände für die rund 300 Besucher optimal waren, ist die "Kampflage" für die Gewerkschaftler alles andere als rosig. Der DGB-Vorsitzende Karl-Heinz Päulgen erinnerte an die Situation bei der Telekom in der Region und an die Lage beim Trierer Stahlwerk. Es werde versucht, die Menschen immer länger arbeiten zu lassen, sie aber gleichzeitig schlechter zu bezahlen. "Dieses Verhalten ist menschenverachtend. Den modernen Raubrittern muss Einhalt geboten werden", sagte Päulgen. Doch nicht nur an der Tariffront sieht der Trierer DGB-Chef Handlungsbedarf. Gewerkschaft fordert Mindestlohn

"Über 2,5 Millionen Menschen gehen in Deutschland täglich zur Arbeit und werden mit einem Hungerlohn abgespeist, der sie in die Armut drängt", sagt Päulgen. Deshalb fordert der DGB einen Mindestlohn von 7,50 Euro. "Wir wollen für gute Arbeit auch einen guten Lohn", forderte Päulgen ganz nach dem Motto der Kundgebung: "Mehr Respekt, mehr soziale Gerechtigkeit, gute Arbeit". Gastredner Klaus Jensen konnte diese negative Entwicklung bestätigen. "Wir haben immer mehr Menschen, die den ganzen Tag arbeiten und dennoch davon nicht leben können." Ein würdevolles und respektvolles Zusammenleben in einer Gesellschaft sehe anders aus. "Unser gemeinsames Ziel muss es sein, dass jeder, der arbeiten möchte und muss, auch eine Beschäftigung unter lebenswürdigen Bedingungen findet." Über die aktuellen Tarifauseinandersetzungen bei der Telekom informierte Manfred Fritschen (Telekom Trier), über den Arbeitskampf bei der IG Metall Matthias Bischel (Volvo Konz). Als Zuhörer gab auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Bernhard Kaster, einer von zahlreichen Unions-Mandatsträgern auf der Kundgebung, Zustimmung für gewisse Forderungen. "Dem ein oder anderen Punkt kann ich durchaus zustimmen", sagte Kaster dem TV. Meinung Ein Stück Normalität Dass in der Person von Klaus Jensen erstmals ein Trierer OB auf einer Gewerkschaftskundgebung spricht, hat im Vorfeld für Furore gesorgt. Doch, oh Wunder - die DGB-Maikundgebung erfuhr insgesamt viel Zuspruch von der Polit-Prominenz: Insgesamt sieben Bundes- und Landtagsabgeordnete (drei SPD/vier CDU plus ein CDU-Landrat) wurden vom Trierer DGB-Chef Päulgen begrüßt. Ob die Politik-Konkurrenz dem OB nicht allein das Feld überlassen wollte, ob man sehen wollte, wie sich Jensen "macht" oder ob es nun politische Normalität wird, wird sich zeigen. Schon im nächsten Jahr dürfte es einen Interessenkonflikt geben: Dann fallen Maifeiertag und Christi Himmelfahrt (Vatertag) zusammen. Das gab es zum letzten Mal 1913, und erst 2160 kommt es wieder vor. Mal schauen also, wen Päulgen 2008 alles begrüßen darf. h.waschbuesch@volksfreund.de

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