Mehr Zeit für Menschen

Sie soll dem Staat helfen, seine Aufgaben wahrzunehmen, und sie soll den Bürger zugleich vor staatlicher Willkür schützen. Ob Bürokratie effizient oder eine Hürde für die Unternehmen ist, darüber diskutierten beim Managerinnen-Talk in der Trierer IHK fünf führende Frauen aus regionaler Politik und Wirtschaft.

Trier. (mehi) Wieviel Bürokratie braucht der Staat? Weniger, dessen ist sich Arbeits-, Sozial- und Frauenministerin Malu Dreyer sicher. "Weniger Bürokratie, mehr Zeit für Menschen" ist ihr Plädoyer. Denn die Verwaltung sei Dienstleister für die Bürger, lässt sie von ihrer Ministerialdirigentin Christine Morgenstern vermitteln.

Sie selbst war kurzfristig mit ihren Ministerkollegen von Kanzlerin Angela Merkel nach Berlin gerufen worden und konnte am Managerinnen-Talk zum Thema "Bürokratie: Wahn oder Effizienz" in der IHK Trier nicht teilnehmen.

Bürokratie sei notwendig, sagt Morgenstern vor rund 40, überwiegend männlichen Zuhörern, "sie bietet Transparenz und Sicherheit" und helfe, politische Ziele umzusetzen, wie das Landesgleichstellungsgesetz. Weniger Bürokratie heiße mehr Verantwortung für den Einzelnen. Davon sind nicht alle begeistert, weiß Christiane Horsch, Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Neumagen-Dhron, in der Podiumsdiskussion mit Führungsdamen zu berichten. Denn seit dem vereinfachten Baugenehmigungsverfahren häuften sich Beschwerden von Nachbarn. Über zu viel Bürokratie klagen die mittelständischen Firmen in der Region. Bis zu zwei Prozent des Umsatzes investieren sie in die Bewältigung bürokratischer Vorgänge. Das führt dazu, dass bevorzugt in EU-Staaten exportiert wird, wie bei apra-norm Elektromechanik in Mehren. Oder dass Innovationen nicht getätigt werden: "Allein die Anträge füllen ganze Ordner", berichtet Margit Gellner, Geschäftsführerin vom Press-System-Hersteller Komage-Gellner in Kell am See.

Bürokratieabbau heiße, das goldene Maß zu finden zwischen Liberalität und Bürokratismus, sagt IHK-Vizepräsidentin Andrea Weber. Für Heike Franzen, Geschäftsführerin von Papier Franzen in Trier, bedeutet es vereinfachte Steuergesetzgebung. Verständliche Gesetze fordert Horsch. "Wir sourcen Leistungen nach außen aus. Die notwenigen Kontrollkompetenzen könnten kleine Kommunen - ganz unbürokratisch - zentral bündeln".

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