Mehr als ein Strohfeuer

TRIER. Die Arbeitslosigkeit sinkt, die Beschäftigung steigt, auch in der Region Trier. Schon werden Rufe nach fehlenden Fachleuten wieder lauter. Die Arbeitsagenturen setzen am "Tag der Älteren" auf die Stärken der Arbeitskräfte über 50: Ein Gewinn für Betriebe und die Beschäftigten.

"Mit Spaß an die Arbeit" - so beschreibt Schreinermeister Otmar Kirsten aus Trier seine Erfahrungen mit älteren Beschäftigten. "Ältere haben eine enorme Berufserfahrung. Wenn man etwas in Auftrag gibt, wird das erledigt, ich brauche mich um Details nicht mehr zu kümmern", sagt er. Zu seinen fünf Mitarbeitern und dem Azubi im Betrieb gehört auch ein Rentner, der - formal abgestellt - in Spitzenzeiten mitanpackt. Damit gehört Handwerksmeister Kirsten zur Mehrheit der deutschen Firmenchefs, die gute Erfahrungen mit Mitarbeitern ab 50 Jahren haben. Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa unter 500 Unternehmern ergab nämlich, dass 70 Prozent der Befragten mit ihren "Oldies" zufrieden sind. Vorurteile, diese seien weniger leistungsfähig als jüngere Beschäftigte, kann Kirsten nicht bestätigen: "Unsere älteren Beschäftigten waren immer sehr leistungsfähig." Ein Ansatzpunkt, den die Trierer Agentur für Arbeit zum "Tag der Älteren" stärker nutzen will. Immerhin waren mit 1506 im Mai im Vergleich zum Vorjahresmonat 209 Menschen über 55 Jahre weniger arbeitslos. "Wenn Ältere länger in Beschäftigung bleiben müssen, muss man ihnen auch die Chance dazu geben", sagt Manuela Belling von der Trierer Arbeitsverwaltung. Deshalb sei in diesem Jahr noch das Sonderprogramm für Ältere ab 50 gültig, außerdem gebe es Zuschüsse für Arbeitgeber (Beiträge zur Arbeitslosenversicherung für die Einstellung von Arbeitslosen über 55) und Arbeitnehmer (Zahlung von maximal 50 Prozent der Differenz zwischen altem und neuem Lohn für die Anspruchsdauer des Arbeitslosengeldes). "Wer bereits als Älterer im Betrieb arbeitet, hat kaum Probleme, aber Unternehmer davon zu überzeugen, jemanden Neues zu nehmen, ist schwierig", sagt Jürgen Dillmann, stellvertretender Agentur-Direktor. Denn die Lage auf dem Arbeitsmarkt mit 13 479 Arbeitslosen (minus 357 gegenüber Mai) ist so gut wie lange nicht mehr. Die Hoffnung, dass nicht nur die Zahl der Arbeitslosen weiter sinkt, sondern auch neue Stellen geschaffen werden, ist angesichts der anziehenden Konjunktur groß. Dillmann spricht von einem "gesunden Stabilitätsoptimismus. Wir brauchen langfristige Stellen, Betriebsansiedlungen und Investitionen, vor allem im Handel, in neuen Technologien und im Maschinenbau", sagt er. Denn bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten liegt die Region Trier derzeit noch unter dem Niveau von 1999. Bundesweit liegt die Zahl der Erwerbstätigen jedoch leicht über dem Vorjahreswert, was auch die Trierer Agentur optimistisch stimmt. Dillmann: "Der Anstieg der Vermittlung und Wiederbeschäftigung ist kontinuierlich und damit mehr als ein Strohfeuer."

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