Meine Wirtschaftswoche

Was für eine Zukunft: Autos, die viel schneller als heute auf den Autobahnen unterwegs sind, während ihre Fahrer entspannt sitzen und vielleicht auch mal einen Blick aus dem Fenster werfen können - in der einen Hand ein belegtes Brot und in der anderen das Smartphone. Denkbar ist das, denn in einigen Jahren, so haben es kürzlich Trierer Forscher im TV-Gespräch skizziert, und so sagt es nun anlässlich der weltgrößten Elektronikmesse CES in Las Vegas Daimler-Chef Dieter Zetsche, werden im Straßenverkehr selbstfahrende Autos (siehe Mercedes-Studie unten) zum Alltag gehören.

Manche sagen auch: autonom fahrende Fahrzeuge. Wie weit diese dank Computern, Kameras und Sensoren mögliche Autonomie gehen kann, ist allerdings nicht nur eine Frage der technischen Möglichkeiten. Dazu müssen sich die Verantwortlichen schon bei der Entwicklung auch ethischen Problemen stellen. Wie Zetsche sagte: Wenn sich beispielsweise ein Zusammenstoß nicht mehr vermeiden lässt, soll der Computer dann in den LKW - das wäre nicht so gut für den Fahrzeuginsassen - oder in einen Kleinwagen oder eine Fußgängergruppe lenken (die anderen werden gefährdet)? Der Daimler-Vorstandsvorsitzende meint dazu, hier müssten Hersteller und Gesetzgeber gemeinsam handeln und sogar entscheiden. Das ist allerdings gewagt. Die Entscheidung muss vielmehr allein bei den gewählten Politikern liegen. Sie sollen die Werte in unserer Gesellschaft verteidigen und schützen, dazu zählen die Würde und das Recht aller Verkehrsteilnehmer auf Gleichbehandlung. Schon heute ist das ja heikel: Wer das meiste Geld bezahlen kann, bekommt den SUV oder die Limousine mit den sichersten Bremshilfen, den meisten Airbags und den dicksten Knautschzonen. Und die Kleinwagenfahrer haben im Zweifel weniger Überlebenschancen als ein Luxusmercedes-Besitzer. Also sollten die Hersteller gerade für die Zukunft Grenzen gesetzt bekommen, nach eingehenden Beratungen mit den Fachleuten und durch die Entscheidungsträger im Bundestag. Womöglich ist es gar nicht so erstrebenswert, mit 300 statt mit 120 Stundenkilometern über die Autobahn zu rasen. Aber eine schöne Vision ist es schon. oht@volksfreund.de Diese und weitere Kolumnen finden Sie auch online unter volksfreund.de/kolumnen Diskutieren Sie mit dem Autor auf Facebook via volksfreund.de/oht

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