Meine Wirtschaftswoche

Weil die Zahl der Älteren trotz Zuwanderung immer größer und die der Jüngeren immer kleiner wird, ist die kommende Rente mit 67 unausweichlich. Die abschlagsfreie Rente mit 63 für langjährig Versicherte wirkt wie rentenpolitisches Falschfahren, ein Wahlgeschenk, das jene bezahlen müssen, die später selbst nichts davon haben.

Weit über 400 000 langfristig Versicherte haben bisher von der Neuregelung Gebrauch gemacht. Zu dem Run auf die Frührente haben renten- und steuerrechtliche Regelungen sowie die Bestimmung beigetragen, dass auch diese Altersgrenze Jahr für Jahr steigt. Hinzu kommt, dass mancher physisch oder psychisch erschöpft ist. Andere haben sich ausgerechnet, dass sich die Rentensteigerung, die durch Weiterarbeit zu erzielen wäre, erst rechnet, wenn sie einhundert Jahre alt würden. Das Rentenpaket 2014 kommt teuer. Gravierender ist, dass die neuen Frührentner den Fachkräftemangel gerade kleinerer Betriebe verstärken. Das Erfahrungswissen Älterer ist kaum zu ersetzen. Die Know-how-Brücke zu Jüngeren droht abzureißen. Das muss aber nicht sein. Hunderttausende über 63-Jährige arbeiten weiter. Altersgemäße flexible Teilzeitbeschäftigung kann Fachkräftelücken schließen. Selbst wenn die ältere Fachkraft neben der Rente als Minijobber weitermacht, nutzt das häufig beiden. Langfristig versicherte Rentner mit 63 dürfen 450 Euro im Monat und nach Erreichen der Regelaltersgrenze unbegrenzt hinzuverdienen. Es gibt über eine Million Rentner mit Minijobs. Sie sind der Beweis dafür, dass mit 63 oder 65 noch nicht Schluss sein muss. Der Autor ist ehemaliger Chefredakteur des Handelsblatts und Buchautor. Diese und weitere TV-Kolumnen finden Sie auch im Internet auf www.volksfreund.de/kolumne

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