Menschlichkeit als Wirtschaftstrend

WITTLICH. (ako) Nicht nur harte Fakten und Zahlen, sondern Werte wie Solidarität, Mut oder Freundlichkeit standen unter dem Motto "Zurück in die Zukunft - Rückbesinnung auf den Menschen" im Mittelpunkt des vierten Unternehmerforums. Kritische Töne angesichts einer reinen Profitorientierung wurden laut.

Wer als Gast die vier Vorträge und sechs Workshops des Forums in Wittlich erlebt, fühlt sich über weite Strecken nicht auf einer Fachtagung für betriebswirtschaftliche Belange, sondern auf einer Konferenz für Sinnsucher. Doch genau mit dieser Ausrichtung vornehmlich auf die so genannten "soft skills" treffen die Veranstalter, das an der Uni Trier ansässige Institut für Mittelstandsökonomie (Inmit) und die Stiftung Stadt Trier, den Nerv der unternehmerischen Zeit. Nach fulminantem Auftakt mit dem Vortrag des Zukunftsforschers Horst Opaschowski (der TV berichtete) ist die Zielrichtung der Veranstaltung klar: Mut machen und auf Entdeckungsreise gehen zu neuen Märkten, die allesamt durch eine emotionale Einfärbung gekennzeichnet sind. "Pessimisten sind keine Realisten", so beschreibt Leo Nefiodow in seinem Workshop zum "Zukunftsmarkt Gesundheit als Wachstumslokomotive des 21. Jahrhunderts" die dafür notwendige Grundeinstellung. Sein Credo: Nicht allein mit technologischer Innovation könne die Wirtschaft der Zukunft bestehen, sondern vor allem mit "menschlicher Zuwendung, die alle brauchen". Darin liege das größte Wachstumspotenzial. Nefiodow scheut sich nicht - wie auch andere Referenten -, eine neu zu entdeckende Religiosität als Matrix für das ökonomische Leben von morgen zu nennen. In anderen Workshops geht es um ein neues, motivierendes Verhältnis zu den Mitarbeitern und Kunden. Vor allem Senioren als Zielgruppe für auf sie abgestimmte Produkte und Dienstleistungen, aber auch als Träger unentbehrlicher Berufserfahrung in den Betrieben, werden mittlerweile umworben. Wie ein Kurzseminar zum "change management" besonders mit den Fragen aus dem Publikum deutlich macht, haben es Mitarbeiter jedoch bei tief greifenden Veränderungen in den Firmen schwer, problemlos damit umzugehen und den Wandel zu akzeptieren. Mit besonders schwierigen Verhandlungen hat es thematisch auch Unternehmenscoach Matthias Schranner zu tun, der seine grundlegenden Erfahrungen mit schwierigen Grenzfällen als Verhandlungsführer der Polizei bei Geiselnahmen sammelte. Sein Tipp für harte Geschäftsfälle: "Bewerten Sie den Stress anders, und fragen Sie sich, ob die Situation wirklich so bedrohlich ist." Ruhe und Gelassenheit zu bewahren, ist bei ihm erste Managerpflicht.Kraft, Mut und Entschlossenheit

Dass die Unternehmer der Region - Gäste aus anderen Teilen Deutschlands waren bei dem diesjährigen Forum eher die Ausnahme - auch in kritischen Zeiten das Lachen nicht verlernt haben, beweist der Vortrag des Bestsellerautors Günter Gross zur "Konditionierung für die Zukunft: Die Gewinnung von Kraft, Mut und Entschlossenheit". Mit seiner "Kunst des Übermuts" und zahlreichen pointierten Anekdoten sorgt er tatsächlich für eine Atmosphäre der kreativen Heiterkeit. Dies gelingt auch Klaus Kobjoll, der mit einem Hotel in der niederbayrischen Provinz international Aufsehen erregt, weil er es bis ins Detail in einem besonders emotional ansprechenden Geist führt. "Hellwach und achtsam in jedem Moment sein und sich so ausgefallen hohe Ziele setzen, dass die Konkurrenz gering bleibt", so lautet die Empfehlung des Hoteliers an hiesige Unternehmer, die in einer ähnlich strukturschwachen Landschaft wirtschaftlich erfolgreich sein wollen. Und weiter: "Bauen Sie die einzelnen Betriebe als unverwechselbare Marken auf!"

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort