Mit einer Stimme

TRIER. Die Handwerkskammer Trier (HWK) und die Industrie- und Handelskammer Trier (IHK) wollen ihre Zusammenarbeit ausbauen. Von weiteren Kooperationen versprechen sich Hauptgeschäftsführer Arne Rössel (IHK) und Hans-Hermann Kocks (HWK) "mehr Schlagkraft und höhere Effizienz".

Zur TV -Serie "Baustelle Bürokratie" haben die beiden Trierer Wirtschaftskammern mit ihrem politischen Positionspapier "Visionen 2010" einen entscheidenden "Baustein" beigesteuert. Gestern nun stellten IHK und HWK ihr Kooperationsprogramm für 2005 vor. Das Ziel für das laufende Jahr: "HWK und IHK wollen ihre bereits bestehende enge Zusammenarbeit auf weitere Themenbereiche ausdehnen", sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Arne Rössel.Aushängeschild Euro-Info-Centre

Dabei sei die Zusammenarbeit auf weiten Feldern schon sehr erfolgreich. Aushängeschild sei das Euro-Info-Centre (EIC), das seit 1989 von beiden Kammern gemeinsam geführt wird und im Vergleich mit den übrigen 280 EIC in Europa immer unter den besten 20 Zentren liege. Doch auch andere Projekte, wie die Initiative "Ausbildung jetzt!", die die Kammern mit Arbeitsagentur und TV ins Leben gerufen haben, zeigten, dass sich mit gemeinsamen Anstrengungen mehr erreichen lasse. Die Einrichtung eines gemeinsamen Starterzentrums, die Gründermesse Tandem sowie der gemeinsam ausgelobte Holkenbrink-Preis seien "weitere Meilensteine in der Zusammenarbeit". "Jetzt haben wir weitere zwölf Themen und Projekte festgelegt, auf denen sich die Zusammenarbeit ausdehnen soll", sagt HWK-Hauptgeschäftsführer Hans-Hermann Kocks. So wollen die Kammern künftig jährlich einen gemeinsamen Bericht zur wirtschaftlichen Lage in der Region vorlegen. "Am 25. Januar werden wir sehen, wo die Region in den von uns angemahnten Bereichen Ausbildung, Wettbewerb oder Verkehrsanbindung steht. Und wir wollen dort die Finger in die Wunden legen, wo nachgebessert werden muss", sagte Kocks. Ende Januar wollen die Kammern mit dem Projekt "One-Stop-Shop" an die Öffentlichkeit gehen. Dort soll Existenzgründern der Weg in die Selbständigkeit erleichtert werden: Statt an zwölf Stellen Anträge zu stellen, werden die Kammern dies in dem "One-Stop-Shop" mit einem Formular zentralisieren. Gemeinsam im Boot sitzen HWK und IHK aber auch bei "der Wiederbelebung des Öko-Audits", in dem Projekt "Anschub", das den Übergang von Schule in den Beruf verbessern möchte, oder in der Weiterbildung. Große Hoffnungen setzen beide Kammern in einen Antrag, den sie an das rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerium gestellt haben. "Wir haben uns als Modell-Region ,Bürokratie-Abbau‘ beworben", sagte Hans-Hermann Kocks. Bisher gebe es für diese Bundesinitiative mit Detmold, Bremen und Mecklenburg-Vorpommern drei Modellregionen, in denen "bürokratische Hemmnisse" ausgeschaltet würden. "Es gibt eine ganze Reihe von Gesetzen und Regeln, die dort außer Kraft gesetzt sind und die damit der Wirtschaft erspart bleiben", sagte Kocks. Die Grenzregion Trier sei prädestiniert als weitere Modell-Region, und man hoffe, bei nächster Gelegenheit zum Zug zu kommen. Bei so vielen gemeinsamen Feldern stellt sich natürlich die Frage nach einer möglichen "Fusion" der beiden Kammern, doch weder bei HWK- noch IHK-Mitgliedern scheint hier ein gesteigertes Interesse zu bestehen. "Unsere Mitglieder fragen nach dem Mehrwert einer solchen Aktion, und der lässt sich angesichts unterschiedlicher Strukturen und Traditionen nicht erkennen", sagt IHK-Chef Rössel. Der eingeschlagene Weg der Kooperationen biete hingegen Synergien. "Unsere Form der Zusammenarbeit ist übrigens unter den IHKs und HWKs keinesfalls selbstverständlich, sondern die Ausnahme", sagte Kocks. Die Effizienz stellten die beiden Kammern mit ihren Beiträgen unter Beweis. Die HWK hat die niedrigsten Beitragssätze aller deutschen Handwerkskammern, die IHK Trier liegt mit ihrem Satz zehn Prozent unter dem Bundesdurchschnitt. Die beiden kleinen Kammern wollen deshalb weiter "ihre Stimme gemeinsam erheben", um so als politisches Schwergewicht für ihre Forderungen in der Region einzutreten.

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