Neue Einsichten in den Beruf

SCHWEICH/KONZ. Wenn die rund 230 neuen Handwerksmeister der Region Trier an diesem Donnerstag ihre Meisterbriefe ausgehändigt bekommen, dann liegen große Anstrengungen hinter ihnen - privat, finanziell und beruflich. Doch für viele öffnen sich nun auch neue Türen.

Dass sie irgendwann mal ihren Meisterbrief machen, ist für viele Gesellen eine Selbstverständlichkeit - selbst, wenn inzwischen nur noch in 41 von einst 94 Handwerksberufen das Dokument vorgeschrieben ist. "Das Handwerk hat vielerorts einen schlechten Namen", sagt Heinz Alles aus Schweich, der sich seit dem Frühjahr Fliesen-, Platten- und Mosaiklegermeister nennen darf.Fortschritt für den eigenen Lebenslauf

"Ich möchte das ändern und zeigen, dass man zuverlässig sein und gute Arbeit leisten kann." Deshalb hat der 39-Jährige sich gleich nach der Meisterprüfung selbstständig gemacht. Etwas, was ihm seit der Ausbildung auf den Nägeln brannte. "Ich kann nicht 45 Jahre einen Beruf ausüben, ohne dass es voran geht", sagt der gebürtige Saarländer. Zudem sei der Meisterbrief in seinem Job, der von der Prüfungspflicht befreit ist, nun wichtiger denn je. Alles: "Fliesenlegen darf jeder, ob er es gelernt hat oder nicht." Auf dem Weg zum eigenen Chef hat ihn sein ehemaliger Arbeitgeber unterstützt, noch heute besteht 20 Prozent von Alles' Tätigkeit aus Subunternehmer-Aufträgen für den einstigen Boss. "Als Selbstständiger sieht man die Arbeit auf einmal mit anderen Augen: Man hat Verantwortung, muss Kosten kalkulieren und erstmal Aufträge herbeischaffen", sagt Heinz Alles. Auf die Arbeiten als Chef muss sich Martin Scheuer erst noch vorbereiten. "Eigentlich habe ich mir nie vorgestellt, selbstständig zu werden", sagt der 36-Jährige. Ursprünglich wollte er "nur den Horizont erweitern". Doch nun hat der neue Zahntechnikmeister aus Schweich die Möglichkeit, den Betrieb, in dem er seit einem Jahr Geschäftsführer ist, zu übernehmen. "Damit hätte ich nie gerechnet. Natürlich hat man erstmal kalte Füße, aber ich sehe das nun als Glück und Geschenk an", sagt Scheuer. Schließlich hat der Familienvater privat und finanziell über drei Jahre viel entbehren müssen. "Wenn man jung ist, hat man oft anderes vor - nicht zuletzt, eine Familie zu gründen." Nichtsdestotrotz setzt der junge Meister darauf, auch seine Azubis für die Weiterbildung zu begeistern. "Neben der Gesellenprüfung sollte man die Zukunft nicht aus den Augen verlieren", sagt Martin Scheuer. Dies hat auch Ines Alt nicht. Als einzige Frau von 26 angehenden Tischlermeistern schnitt sie nicht nur als eine der besten bei der Trierer Handwerkskammer (HWK) ab. Sie wusste schon während ihrer Ausbildung, dass sie noch mehr kann als aufzeichnen, sägen oder leimen. "Da musste noch mehr kommen. Ich wusste, dass ich das Potenzial dazu habe", sagt die 31-Jährige. Dennoch habe sie als Frau immer zeigen müssen, dass sie ihren männlichen Kollegen in nichts nachstehe. Mit dem Meistertitel habe sie nun nicht nur eine Aufwertung bei den Kollegen erfahren - "die nennen mich jetzt schon mal ,Frau Meisterin'" -, Ines Alt ist auch für die Lehrlingsausbildung bei ihrem Longuicher Arbeitgeber zuständig. "Es kommt immer auf die Art an, Menschen anzupacken. Aber ich habe das Einfühlungsvermögen", gibt sie sich selbstbewusst. Doch um ihr eigener Chef zu sein, dafür sieht die Tischlermeisterin die Zeit noch nicht gekommen: "Mir fehlt noch die Praxis."230 neue Meister in der Region

Heinz Alles, Martin Scheuer und Ines Alt sind drei von rund 230 neuen Handwerksmeistern in der Region, die an diesem Donnerstag ihre Meisterbriefe bekommen. Mehr als in den Jahren zuvor, weiß HWK-Geschäftsführer Günther Behr. "Die Hauptursache dafür, dass es in diesem Jahr etwa 50 Prozent mehr Meister gibt, liegt darin, dass es das Meister-Bafög nun auch für die berufsbegleitende Weiterbildung gibt", sagt Behr. Ein Zuschuss von 35 Prozent bei Kosten von bis zu 5000 Euro erleichtere vielen den Schritt. Dass es dennoch nicht einfach ist für viele Handwerker, nach Jahren wieder die Schulbank zu drücken, weiß auch Heinz Alles. "Das ist eine große Herausforderung, an die man sich gewöhnen muss", sagt der Schweicher, der aber auch die Vorzüge kennt: "Man kann mit den Kindern zusammen Hausaufgaben machen und sich gegenseitig helfen", sagt der Familienvater.

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