Neue Führung, neue Verluste

GREVENMACHER. Teure Nachwehen: Nach dem Abgang von Unternehmens-Gründer Günter Thiel, wollte der neue Chef Klaus Eierhoff bei der Grevenmacher Thiel Logistik vieles anders und besser machen. Dies und die Korrekturen vergangener Sünden kostet das Unternehmen viel Geld: insgesamt 67,1 Millionen Euro Verlust im zweiten Quartal.

Von den einstigen Erfolgen des Neuen-Markt-Primus Thiel Logistik ist nicht mehr viel zu sehen. Im Gegenteil. Nachdem der ehemalige Bertelsmann- und Karstadt-Manager Klaus Eierhoff die Geschäfte von Unternehmensgründer Günter Thiel übernommen hat, sind auch in der ersten "eigenen" Quartalbilanz des Neu-Chefs die Verluste gestiegen. So hat Thiel Logistik zwischen April und Juni Verluste von 67,1 Millionen Euro gemacht, nachdem im Vorjahreszeitraum noch ein Gewinn von 5,7 Millionen Euro ausgewiesen wurde. Der Umsatz weitete sich zwar von 347,5 auf 441,9 Millionen Euro aus, bereinigt um Aquisitionen sank er allerdings um 4,5 Prozent. Hohe Kosten der Restrukturierung

Mit der neuen Führungsriege ist der Knatsch mit Ex-Chef Günter Thiel zwar beseitigt, doch liegen im ersten Halbjahr die Kosten der Restrukturierung und Abschreibungen bei 61,7 Millionen Euro (Gesamtverlust: 75,4 Millionen Euro). Zwölf Monate zuvor erzielte das Grevenmacher Unternehmen noch einen Gewinn von 23,3 Millionen Euro. Bereits in den ersten drei Monaten des Jahres war der Logistiker in die roten Zahlen gerutscht und hatte die Ziele für dieses Jahr aufgegeben. Daraufhin hatte sich Günter Thiel aus dem Unternehmen zurückgezogen - wegen Differenzen über die Führung des Unternehmens, wie es offiziell hieß. Denn nicht mehr Gründer Thiel konnte sich in dem Logistik-Unternehmen durchsetzen, Chef im Ring ist seit August 2002 als Hauptaktionär die Bad Homburger Delton unter der Führung des Industriellen-Erben Stefan Quandt. Die Quandt-Familie ist Mehrheitseigentümer von BMW. Sein neuer Wunschkandidat als Vorstandschef Klaus Eierhoff unterzog Thiel Logistik seitdem einer Roßkur, verbunden mit einem weitgehenden Personaltausch. Nach wie vor geht die neue Thiel-Führung davon aus, im vierten Quartal aus den roten Zahlen zu kommen. Optimistisch ist Klaus Eierhoff für die kommenden Jahre. Bis 2005 soll der Umsatz zwei Milliarden Euro erreichen und das Unternehmen wieder Dividenden auszahlen können. Dazu setzt Thiel-Chef Eierhoff auf die Sparten Media (Auslieferung von Zeitungen), Fashion & Lifestyle (Mode-Logistik), Automotive (Automobil-Zulieferungen) und Furniture (Möbel-Logistik) sowie regionale Dienstleistungen, der Rest steht - falls unrentabel - zum Verkauf. So könnten 1000 der 11 000 Mitarbeiter betroffen sein. Eierhoffs Generalsanierung bedeutet damit einen Kurswechsel, Thiel stand dagegen für eine Expansionsstrategie. Außerdem will Eierhoff "bilanzielle Merkwürdigkeiten" aus dem Jahr 2001 überprüfen. So sind 2001 rund 20 Millionen Euro des Ergebnisses auf Beratungsdienstleistungen zurückzuführen. Bei einem Teil davon seien die in der Buchhaltung genannten Kunden nicht die Leistungsempfänger gewesen. Die Anleger reagierten dagegen zurückhaltend auf die Zahlen und Ankündigungen Eierhoffs. Auch wenn das Papier jüngst an Wert zugenommen hatte, so verlor die Aktie des nun am Mdax notierten Unternehmens gegen den Markttrend am Mittag zwei Prozent.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort