Neues Gesicht, neue Ideen

GEROLSTEIN. (sas) Wechsel in der Geschäftsführung desGerolsteiner Brunnens: Joachim Schwarz löst Hans-JürgenMertes ab. Der Wirtschaftsingenieur übernimmt die Bereiche Finanzen, Controlling, IT und Materialwirtschaft. Seine Ziele für die Zukunft: Innovationen und Zukäufe.

Innovationen, aber auch Zukäufe im Mineralwasser-Segment - so stellt sich der neue Finanz-Geschäftsführer des Gerolsteiner Brunnens, Joachim Schwarz, die nahe Zukunft des führenden Hauses der deutschen Mineralwasser-Branche vor. Damit steht er dennoch ganz in der Tradition des Geschäftsmodells "Konzentration auf die Marke Gerolsteiner". Denn am Standort Gerolstein soll es auch künftig nur Wasser aus der Eifel unter eben diesem Namen geben. Nichtsdestotrotz sieht der Brunnen die Felle vorbeischwimmen, greift er nicht beim nächsten attraktiven Angebot zu. Schon im Mai ging Gerolsteiner beim Bewerber-Rennen um die Holsten-Tochter Hansa-Heemann leer aus. Dabei gewinnen die Lebensmittel-Discounter gleichzeitig mit ihren Billigwässern Marktanteile. Ein Preisverfall folgt. "Mit ,Geiz ist geil‘-Sprüchen helfen wir uns nicht weiter", ist der neue Geschäftsführer Schwarz überzeugt und setzt auf die große Marke Gerolsteiner. Dennoch hält der Boom der Billigwässer an. Mehr als jeder fünfte Liter Wasser in Deutschland geht immerhin über die Ladentische von Aldi, Lidl & Co. Das Billigsegment macht mit einem Preis von bis zu 29 Cent pro Liter bereits gut die Hälfte des Mineralwassermarktes aus. Gerolsteiner hält nun Ausschau nach neuen Übernahmemöglichkeiten ("Konkrete Gespräche gibt es derzeit aber nicht", heißt es) und setzt neben der Apfelschorle auf weitere Getränke auf Mineralwasserbasis. Sie sollen Ende des Jahres vorgestellt werden. Gemeinsam mit Jörg Croseck, Sprecher der Geschäftsführung und verantwortlich für Vertrieb, Marketing und Personal, und Bernd Engelhaupt, Geschäftsführer Technik, hat Schwarz für Gerolsteiner folgende Ziele: "Den Erfolg langfristig sichern, den Teamgedanken in den Vordergrund stellen und Hierarchien abbauen", sagt der seit sechs Wochen tätige 45-jährige Geschäftsführer. Die Instrumente hierzu hat er benannt. Aus seiner beruflichen Erfahrung weiß Joachim Schwarz, dass große Hierarchien wenig Freiräume für den einzelnen bieten. Zuletzt war er bei JohnsonDiversey GmbH & Co. KG, einem Hersteller von Komplettlösungen für Reinigung und Hygiene, als Geschäftsführer für Finanzen und IT. Die chemische Branche wie bei Lever Sutter, aber auch Tätigkeiten in der Ernährungsindustrie (Union Deutsche Lebensmittelwerke und Fritz Homann Lebensmittelwerke GmbH) haben es Joachim Schwarz angetan. "Ich bin markenfixiert und benutze heute noch eine Margarine der Union Deutsche Lebensmittelwerke", sagt der Wirtschaftsingenieur. Diese Treue auch der Kunden sei die Voraussetzung für alle anderen Bereiche und damit auch für den Erfolg seiner Geschäftszweige von Zahlen und Finanzen. Insofern steht er auch hinter dem Aus für den Birresborner Phoenix-Sprudel, der Reduzierung der Mitarbeiterzahl von 850 (Ende 2003) auf derzeit 790 und der Konzentration auf die Marke Gerolsteiner. "2004 ist eine Konsolidierungsphase. Die neue Organisation war notwendig und kam zum richtigen Zeitpunkt, als das Unternehmen gesund dastand", sagt Schwarz. Noch habe man Freiräume gehabt. Doch der Kampf in der Branche, die eigene Stellung zu verteidigen werde stärker.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort