Nur die Kooperation zählt

SAARBURG. Gemeinsamkeit statt Konkurrenz: Kommunen, Gewerbevereine, Einzelhandel und Gastronomie setzen zunehmend auf Standortmarketing. Nur eine Kooperation bringt die Menschen wieder in die Städte. Das wurde auf dem Burgentreffen des Einzelhandelsverbandes Mittelrhein und des Bezirks Trier gestern in Saarburg klar.

 Saarburg putzt sich heraus: Mit Hilfe des neuen Standortmarketing-Vereins soll es eine Vermarktung aus einem Guss geben.Foto: Hans Krämer

Saarburg putzt sich heraus: Mit Hilfe des neuen Standortmarketing-Vereins soll es eine Vermarktung aus einem Guss geben.Foto: Hans Krämer

Verödete Innenstädte, boomende Verkaufshallen auf der grünen Wiese - zunehmend sorgen sich Mittel- und Oberzentren um eine Wiederbelebung ihrer City mittels Stadtmarketing, bislang mit verschiedenen Organisationsformen und mal mehr, mal weniger Erfolg. Doch eines ist klar: Wer die Menschen wieder ins Zentrum von Städten locken und sie zum Kaufen animieren will, der muss sich was einfallen lassen. Das zehnte so genannte Burgentreffen - sie finden jeweils in Orten statt, die über ein solches Bauwerk verfügen - des Einzelhandelsverbandes Mittelrhein sowie des Bezirks Trier brachte neue Ideen auf den Tisch und zog Bilanz der bestehenden Projekte."Ab in die Mitte" heißt eine Aktion des Einzelhandelsverbandes Nordrhein-Westfalen, der mit dem Städtebau-Ministerium sowie Einzelhändlern und Medien die Kommunen jedes Jahr zu einem Wettbewerb einlädt. So werden seit fünf Jahren jeweils zwei Dutzend Kommunen mit 20 000 bis 150 000 Euro gefördert - wenn sie ihr Zentrum kulturell, familienfreundlich oder sportiv herausstellen. "Es geht nicht darum, die zehnte Kirmes zu fördern, die ohnehin gefeiert wird, sondern die Kommunen und Einzelhandelsverbände zum Nachdenken anzuregen", sagt Thomas Thienen von der Lenkungsgruppe "Ab in die Mitte". Mit dabei seien nicht nur bekannte Großstädte wie Aachen oder Düsseldorf, sondern auch kleine oder junge Kommunen. Ob Lichtspiele bei Nacht, Klavierspieler im Kaufhaus-Schaufenster, Kunst-Installationen quer durch die Stadt oder Kinder-Angebote am Flußufer - den Ideen seien keine Grenzen gesetzt, so der Marketing-Experte. Wichtig sei nur die Qualität: "Die Menschen sollen ihre Stadt wiederentdecken. Der Handel allein ist mit seinem Angebot nicht mehr in der Lage, die Menschen in die Stadt zu locken. Es braucht neue Impulse für eine Erlebnisqualität."Dabei haben Gewerbevereine und Werbegemeinschaften eine wichtige Funktion übernommen, ist Rainer E. Meyer, Präsident des Einzelhandelsverbandes Bezirk Trier, überzeugt: "Wo stünde der Einzelhandel, wenn sie nicht zur Kaufbelebung beitragen würden?" Denn Rabattschlachten, Wettbewerbsdruck und Ladenschluss-Freigabe hätten die Lage des Einzelhandels verschlechtert.Neue Impulse wollen auch Stadt und Verbandsgemeinde Saarburg geben. Seit elf Monaten arbeitet der Standortmarketing-Verein daran, das Saarburger Land nach vorn zu bringen. Denn obwohl ein Marktpotenzial von 110 Millionen Euro vorliegt, wird nur jeder zweite Euro in Saarburg auch umgesetzt. "Es geht uns viel verloren durch den Abfluss und den Sog anderer Städte, allen voran Trier", sagt Jürgen Dixius, Vorsitzender des Standortmarketings Saarburg und Saarburger Land.Stadt, Verbandsgemeinde, Ortsgemeinden sowie der Trierische Volksfreund sind Mitglied im Verein geworden. Besonderes Kennzeichen des ersten Projektes dieser Art in Rheinland-Pfalz: Neben Gastronomie, Einzelhandel und Tourismus ist auch die Landwirtschaft Thema des Vereins.In fünf Arbeitskreisen sind zahlreiche Aktionen angestoßen worden, darunter ein Burgführer, ein Stadtführer, ein Ritterturnier, eine Broschüre zum Thema Bauen im "Saarburger Land", eine Unternehmensbefragung. Dixius: "Nach elf Monaten ist das Projekt gut angelaufen, bleibt aber schwierig. Für einen ehrenamtlich betriebenen Verein ist das Marketing einer kleinen Stadt doppelt schwer."

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