Optimismus in Raten

TRIER. So positiv wie derzeit war die Stimmung am Bau schon lange nicht mehr. Doch die Handwerkskammer (HWK) Trier hält den Boom für ein Strohfeuer. Für eine nachhaltige Belebung der Konjunktur stellt sie ein Sechs-Punkte-Programm auf.

Die Bauwirtschaft hat eine lange Krise hinter sich. In Rheinland-Pfalz sind seit Mitte der 90-er Jahre mehr als 20 000 Arbeitsplätze verloren gegangen. In der Region Trier sind seitdem 3700 Stellen abgebaut worden. Damit haben zwei von fünf Bauarbeitern ihren Arbeitsplatz verloren. Denn die Aufträge sind ausgeblieben. Im Wohnungsbau gingen sie seit 2000 um 18 Prozent zurück, im Gewerbebau um 29 Prozent. Die kommunalen Auftraggeber haben ihr Investitionsvolumen laut der HWK seit 1980 auf dem gleichen Niveau gehalten - und damit nur noch halb so viel gebaut wie vor 20 Jahren. Nun scheint sich eine Trendwende anzudeuten. "Mit 19 Prozent schätzen doppelt so viele Unternehmen wie im Vorjahr ihre Geschäftslage als gut ein, nur noch halb so viele wie vorher als schlecht", sagt Handwerks-Präsident Rudi Müller. Und erstmals seit Jahren werden wieder Mitarbeiter eingestellt. Allerdings führt die Kammer das Auftragswachstum größtenteils auf Sonderfaktoren zurück - etwa auf die Abarbeitung von Aufträgen der Eigenheimzulage, die 2005 abgeschafft wurde, auf Vorzieh-Effekte aus der Mehrwertsteuererhöhung 2007, auf das Umsatzplus durch die steuerliche Absetzbarkeit von Handwerkerleistungen und auf eine stärkere Inanspruchnahme von Förderdarlehen. "Bei den Privataufträgen sind zusätzliche Märkte nicht zu erschließen, im gewerblichen Bau ist die Trendwende noch nicht erreicht", sagt Kocks. Und die öffentlichen Aufträge unterlägen starken Schwankungen. "Die Stadt Trier und die Landkreise der Region haben mehr Schulden als im Landesdurchschnitt." Allein Luxemburg beschert dem heimischen Handwerk Zuwächse. Inzwischen wird jeder sechste Euro im Großherzogtum verdient. "Es gibt Handlungsbedarf", folgert Müller. Neben der Verbesserung der Wirtschaftlichkeit durch EDV-Einsatz und Kooperationen sowie Angeboten fürs Renovieren und Sanieren sei aber auch die Politik gefordert. Senkung der Mehrwertsteuer auf Bauleistungen, steuerliche Anreize für Handwerksleistungen, Vereinheitlichung von Förderprogrammen, Bekämpfung der Schwarzarbeit, stärkere Anerkennung des Wohneigentums für die private Altersvorsorge und eine Infrastruktur-Offensive in den Kommunen - so sieht ein HWK-Forderungskatalog von sechs Punkten aus. Geschehe nichts, werde der jetzige Bau-Boom ein "Zwischenhoch" bleiben, fürchtet HWK-Hauptgeschäftsführer Hans Hermann Kocks, so dass es 2007 wieder heiße: "Business as usual." (Geschäfte wie immer.)

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