Parken ohne Kleingeld

Berlin . Per Telefon ist heute vieles möglich. Man kann Kinokarten und Theaterplätze reservieren, Pizza bestellen oder per SMS Verabredungen absagen. Parkplätze mit dem Handy zu bezahlen, war bisher allerdings unmöglich.

In der Bundeshauptstadt läuft derzeit ein Versuch, der auch für andere Städte interessant ist: In Berlin darf gebührenpflichtig geparkt werden, ohne nach Kleingeld suchen zu müssen. "Handy-Parken" nennt sich der Modellversuch, und die Betreiber rechnen mit bis zu 5000 Teilnehmern. Der zunächst auf ein Jahr begrenzte Test erfolgt im Rahmen eines EU-geförderten Verkehrsprojektes, an dem auch Metropolen wie Göteborg, Bukarest und Rotterdam teilnehmen.Wien ist das Vorbild

Vorbild ist Wien, wo bereits 50 000 Autofahrer ein solches System zur Parkraumbewirtschaftung nutzen. Für die rund 120 000 Kurzeitstellplätze gibt es in der österreichischen Hauptstadt schon keine Ticketautomaten mehr. Insgesamt läuft das "Handy-Parken" mittlerweile in elf Städten des Nachbarlandes. Und so funktioniert es: Der Fahrer meldet einmalig seine Handynummer, sein Autokennzeichen und seine Bankverbindung im Internet unter www.handy-parken.de an und erhält dann per Post eine individuelle Vignette, die er hinter die Windschutzscheibe klebt. Schon kann's losgehen: Einmal eingeparkt, ruft der Fahrer entweder eine gebührenfreie 0800er-Telefonnummer an. Oder aber er sendet eine SMS mit einem "S" für Starten und später mit einem "E" zum Beenden, die ihm per Antwort-SMS bestätigt wird. Durch dieses neue System ist man unabhängig von Automaten und Parkzetteln, und die Parkzeit lässt sich auf drei Minuten genau bestimmen. Um eine Verlängerung muss sich der Autofahrer überdies keine Sorgen mehr machen. Dadurch entfällt dann auch das Risiko, ein "Knöllchen" wegen Überschreitung zu erhalten. Die Parkgebühren zahlt der Nutzer schließlich am Ende des Monats per Bankeinzug. Gegenüber dem Automatensystem, lobt die Wiener Mobile Parking GmbH als Betreiber, entfällt der Stress, möglicherweise eine zu kurze Parkzeit zu wählen oder aber der Ärger, wenn zu viel Parkzeit bezahlt wurde. Den Kontrolleuren entgeht man allerdings auch mit dem neuen System nicht: Die Überprüfung erfolgt, indem die Politessen das Kennzeichen auf der Vignette mittels Codeleser einlesen und dann an die Parkzentrale weiterleiten. Dort wir kontrolliert, ob die Parkgebühr für die jeweilige Zeit auch tatsächlich entrichtet wurde. "Handy-Parken ist in Berlin ein erster Schritt einer stärker Nachfrage orientierten, flexiblen Preisgestaltung in der Parkraumbewirtschaftung", heißt es beim Berliner Senat. Dort ist man voller Stolz auf das neue System und hofft auf Nachahmer. Wenn sich das Verfahren tatsächlich bewährt hat, soll in der Hauptstadt "Handy-Parken" über den Versuchszeitraum hinaus erhalten bleiben und ausgeweitet werden. Bislang ist es nur in drei Bezirken möglich. Auch das Bundesverkehrsministerium ist inzwischen hellhörig geworden. Denn dort wird schon länger über alternative Instrumente zur Gebührenerfassung nachgedacht. Zuletzt wurde die Einführung von mobilen Taschenparkuhren diskutiert, was angesichts zu vieler Nachteile allerdings wieder verworfen wurde. Das Ministerium will daher den Berliner Versuch ganz besonders intensiv "beobachten".

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