Plus bei Lehrverträgen

Das Handwerk hat die Zeichen der Zeit erkannt: Eine gute Auftragslage und fehlende Fachkräfte lassen die Betriebe am Ausbildungsmarkt aktiv werden. Bis Ende Juni registrierte die Handwerkskammer (HWK) Trier einen deutlichen Zuwachs von mehr als neun Prozent bei den neu eingegangenen Lehrverträgen.

Trier. "Nach verhaltenem Start in den ersten Monaten des Jahres brummt es richtig in der Lehrlingsrolle der Kammer", sagt HWK-Hauptgeschäftsführer Hans-Hermann Kocks. Die Betriebe wüssten inzwischen sehr genau, dass sie ihre künftigen Marktchancen nur mit qualifizierten Fachkräften wahrnehmen könnten. "Das ist gleichzeitig die große Chance für engagierte Lehrstellenbewerber", sagt Kocks.Damit einher geht die Hoffnung, dass die Kammerbetriebe auch zur Schlussabrechnung ein Plus schaffen. Im vergangenen Jahr stellten die Handwerker 1585 Jugendliche als Lehrlinge ein.Chancen nicht nur mit Super-Noten

Nach Aussagen von HWK-Geschäftsführer Günter Behr ist die Belebung auf breiter Front zu spüren: "Zugelegt haben bislang insbesondere Maler und Lackierer, Tischler und KFZ-Mechatroniker. Doch auch Bürokaufleute werden im Handwerk wieder verstärkt ausgebildet." Bislang haben die Ausbildungsplatz-Entwickler der HWK 250 zusätzliche Ausbildungsplätze akquiriert. Ausbildungsplatz-Entwickler Ralf Gessinger freut sich insbesondere über das große Interesse neu gegründeter Betriebe: "Existenzgründer nutzen die gute Wirtschaftsentwicklung, um sich über die Lehrlingsausbildung die künftig benötigten Nachwuchskräfte selbst heranzuziehen." Zudem machen die HWK-Ausbildungsexperten den Jugendlichen Mut: Es gebe nicht nur mit höheren Schulabschlüssen und Super-Noten Chancen im Handwerk.Davon können sich die Lehrstellenbewerber am letzten September-Sonntag überzeugen. Nach der erfolgreichen Pilotveranstaltung des vergangenen Jahres öffnet die Kammer ihre Werkstätten zum "Schüler- und Elterntag". Allein 20 Innungen mit mehr als 100 Vertretern von Ausbildungsbetrieben präsentieren mit ihren Lehrlingen "Handwerk live" und bieten Informationen aus erster Hand über Ausbildungsberufe, Praktikumsplätze und Lehrstellen an. Auch die Experten der Bundesagentur für Arbeit sind dabei, es gibt Eltern-Workshops sowie die Möglichkeit zu einem Eignungstest. Meinung Die Zeichen der Zeit erkannt Der Ausbildungsmarkt in der Region Trier zeigt in diesem Jahr eine außergewöhnliche Dynamik. Frei nach dem Motto "Wer zuerst kommt, malt zuerst", haben nun auch die kleineren Betriebe erkannt, dass es wichtig ist, sich seinen Nachwuchs zeitig herauszupicken. Dieser Findungsprozess beginnt meist noch während der Schulzeit. Für Betrieb und Schüler sind nämlich Praktika die ideale Möglichkeit, um sich "zu beschnuppern" und kennen zu lernen. In der Stadt Trier läuft dieses Jahr ein Modellprojekt an, bei dem alle 400 Hauptschüler der 8. Klassenstufe einen Praktikumsplatz suchen. Für Betriebe ideal, um den Nachwuchs ein Jahr lang jeweils einen Tag in der Woche zu testen. Eine bessere Probezeit gibt es nicht - und für die Schüler ist das eine große Chance, sich zu bewähren. Die cleveren Firmen zeigen auf jeden Fall mit ihrer Ausbildungsbereitschaft, dass sie die Zeichen der Zeit erkannt haben. h.waschbuesch@volksfreund.de

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