"Positiver Ausblick in die Zukunft unserer Kinder"

Trier · Wie wird Deutschland und die Region Trier aussehen, wenn unsere Kinder im Jahr 2040 so alt sind wie wir heute? Eine schwierige Frage, auf die es dennoch schon einige Antworten gibt. Beim traditionellen Neujahrsempfang der Vereinigung Trierer Unternehmer (VTU) gab es viel Anlass, über die aktuelle Lage und die Prognosen zu debattieren.

Trier. Wenn sich rund 560 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Verbänden zum Neujahrsempfang der VTU in der Trierer Europahalle einfinden, dann geht es nicht nur um ein Glas Sekt und Häppchen. Es ist vor allem einer der wichtigsten Anlässe zu Jahresbeginn in Rheinland-Pfalz, wo die regionale Wirtschaft Bilanz der vergangenen zwölf Monate zieht und den Blick ins neue Jahr schweifen lässt. Und dazu gehören neue Impulse genauso wie das Netzwerken.
Was Letzteres angeht, ist der Neujahrsempfang ein Selbstläufer. Was die neuen Impulse betrifft, hat VTU-Vorsitzender Frank Natus sowohl Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) als auch CDU-Oppositionschefin Julia Klöckner einiges an Hausaufgaben mitgegeben. "Mit unserer wirtschaftlichen Gesamtlage sind wir sehr zufrieden. Aber Wachstumsrückgänge wie in Frankreich, Italien und Brasilien sowie Konflikte wie in der Ukraine und in Syrien schüren weltweit Ängste und hemmen die Investitionsbereitschaft", sagt er. Während die Politik auf Bundesebene "sehr geschickt und diplomatisch vorgeht", sei die innenpolitische Bilanz "durchwachsen". Die Einführung der Rente mit 63, die Mütterrente und der flächendeckende Mindestlohn seien die falschen Signale. "Wir als VTU setzen ein klares Warnsignal an die Politik: Dies verteuert die Arbeitskosten. Wir fordern Sie als Politiker zu effizienterem Wirtschaften auf", betont Natus. Gerade in Sachen Infrastruktur für die Region bemüht er die Dauerbrenner A1-Lückenschluss, Hochmoselübergang und Bahnanbindung an den Fernverkehr. Auch die anstehende Novellierung des Erbschaftsrechts bereite ihm Sorgen, so Natus.
Demgegenüber signalieren Landesregierung wie Opposition Verständnis für die Sorgen der Wirtschaft. "Ich wünschte mir auch, dass in Sachen Infrastruktur einiges schneller ginge, aber eine schwarze Null im Bundeshaushalt ist auch nicht einfach so zu erreichen", sagt Ministerpräsidentin Dreyer. Und Klöckner sagt: "Wirtschaftspolitische Belastungen wie die Rente mit 63 und der Mindestlohn können Wachstumsrisiken sein, aber es gibt auch die gemeinsame Linie der großen Koalition, keine Steuern zu erhöhen."
Doch was wird denn die Wirtschaft in Zukunft erwarten? Christian Böllhoff von der Prognos AG in Basel analysiert die aktuelle Lage und gewährt einen Blick in seine Wirtschaftsprognosen. "Rheinland-Pfalz ist in guter Verfassung und eines der stärksten Industrieländer Deutschlands", sagt er (siehe unten stehender Bericht). Und dies werde auch langfristig bei Bruttowertschöpfung und Erwerbstätigkeit so bleiben.
Bis ins Jahr 2040 - "in der Zukunft unserer Kinder", so Böllhoff - wird es deutschland- und europaweit zwar gleich bleibendes Wachstum von bis zu 1,5 Prozent geben, "allerdings kann Deutschland auf der Welt nur bestehen, wenn es sich mit anderen in Europa zusammentut".
Wenn auch Wettbewerbsfähigkeit, Wirtschaftsstruktur, Arbeitslosen- und Erwerbsquoten positiv zu Buche schlügen, so sei gerade der demografische Wandel und eine schrumpfende Gesellschaft ein großer Risikofaktor. "Einwanderung ist für Wirtschaft und Gesellschaft essenziell für die nächsten 25 Jahre", stellt Böllhoff klar.Extra

"Wir hatten ein gutes Umsatz-Gewinn-Verhältnis, so dass auch etwas hängengeblieben ist. Wir erwarten dies auch für 2015. Sorgenkind bleiben die Sparmaßnahmen in der Infrastruktur." Frank Bettendorf, Geschäftsführer Bettendorf Lava-Steinwerk, Trier "Wir können mit 2014 und einem Absatz auf hohem Niveau zufrieden sein. Wir haben vom privaten Konsum profitiert. Haben die Leute auch 2015 Grund genug zu feiern, wird das auch so weitergehen." Adolf Lorscheider, Geschäftsführer Sektkellerei Peter Herres, Trier "Die Konjunktur in der Region sieht wirklich gut aus. Lediglich in Branchen mit großem Russlandgeschäft gibt es Einzelrisiken, die sich durchschlagen." Herbert Eberhard, Geschäftsführer Creditreform Trier und Luxemburg Umfrage: S. SchwadorfExtra

Die Vereinigung Trierer Unternehmer (VTU) ist ein Zusammenschluss von 484 Unternehmen mit über 50 000 Mitarbeitern aus Industrie, Großhandel und Dienstleistung. Sie berät die Mitglieder vor allem bei Weiterbildung und im Arbeitsrecht. Auf der Mitgliederversammlung wurde folgender Vorstand für zwei weitere Jahre bestätigt: Frank Natus (Vorsitzender, Natus GmbH & Co. KG), Stefan Junk (Auto-Junk-Trier), Jan Niewodniczanski (Bitburger Braugruppe), Nick Reh (Sektkellerei Schloss Wachenheim) und Hanns Rendenbach (Joh. Rendenbach). sas

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