Rauchende Köpfe

TRIER. In der ehemaligen Produktionshalle von Japan Tobacco International (JTI) in Trier rauchen zur Zeit die Köpfe. 130 Mitarbeiter des Tabak-Konzerns aus 18 Ländern brühten über einem Software-Programm, dass europaweit bei JTI eingeführt wird.

 Kreativer Ländermix: 130 Mitarbeiter aus 18 Ländern arbeiten in Trier an einem gemeinsamen Informationssystem für JTI.Foto: Hans Krämer

Kreativer Ländermix: 130 Mitarbeiter aus 18 Ländern arbeiten in Trier an einem gemeinsamen Informationssystem für JTI.Foto: Hans Krämer

GeneralManager Pascal Chevailler und Siegfried Pudritz, verantwortlichfür die Produktion an den europäischen Standorten und Sprecherder Geschäftsführung von JTI Deutschland, schauen zufrieden indie Runde. Dort, wo JTI einst die "rauchlose Zigarette"herstellte, ist nun auf 2400 Quadratmetern Triers größtes Büroentstanden. Schnelle Umsetzung ein Vorteil

In kleinen Gruppen sitzen die JTI-Mitarbeiter und externe Berater zusammen und bereiten den Einsatz des betrieblichen Informationssystems SAP R/3 versuchen für die europäischen Unternehmensteile von JTI vor. Die Atmosphäre ist entspannt.

Es geht unerwartet ruhig in dem Großraumbüro zu. Reiner Schmitz, SAP-Projekt-Manager beim Tabakkonzern, ist von der Arbeit im Team überzeugt. "Ein erstes Pilotprojekt ist im vergangenen Jahr in der Türkei gelaufen. Und als es darum ging, SAP für die europäischen JTI-Unternehmen einzuführen, haben wir uns beworben." Dabei war es wichtig, dass der Standort Trier sehr schnell reagiert hat und so auch gegen die Mitbewerber aus dem eigenen Konzern den Zuschlag erhalten hat. Siegfried Pudritz: "Die schnelle Umsetzung ist unser Vorteil. Das Ansehen des Wirtschafts-Standortes Deutschland leidet im internationalen Vergleich. Wir von JTI in Trier haben den Beweis angetreten, dass wir Anforderungen schnell, zuverlässig und innovativ umsetzen."

Und Pascal Chevailler ergänzt: "Auch für unsere Präsenz im deutschen Markt ist das Werk in Trier ein wichtiger Erfolgsfaktor. Denn die Kollegen vor Ort garantieren ein gleichbleibend hohes Qualitätsniveau unserer Produkte." Japan Tobacco International lässt sich die konzernweite Einführung von SAP rund 100 Millionen Dollars kosten. Damit aber diese Investition ohne große Anlaufprobleme greift, werden bis Oktober zeitweise bis zu 200 Mitarbeiter gleichzeitig an dem Projekt mitarbeiten. "Die Mitarbeiter sind in Teams zusammengeschlossen. So wollen wir erreichen, dass die unterschiedlichen Ansprüche, die beispielsweise in Spanien, Großbritannien, Frankreich, der Schweiz oder Andorra an die Software gestellt wird, mit einfließen", sagt Reiner Schmitz. Für die Mitarbeiter aus 18 Ländern ist das Projekt ebenfalls eine besondere Herausforderung. So ist die Teamarbeit in dem überdimensionalen Büro natürlich gewöhnungsbedürftig.

Für viele Mitarbeiter bedeutet der Job in Trier aber auch die Trennung von der Familie. Der gebürtige Inder Reddy Sivakumak lebt und arbeitet schon viele Jahre in der Schweiz. Seit zwei Jahren ist er bei JTI in Genf und nun in Trier. "Dieses Projekt ist für uns alle eine große Aufgabe. Es macht ungeheuren Spaß, mit Kollegen aus anderen Ländern zusammenzuarbeiten." Vor allem die Mentalität sei unterschiedlich. "Wenn sie in Deutschland eine Mail losschicken, bekommen sie in wenigen Stunden Antwort, in Frankreich am nächsten Tag und in erst Italien drei Tage später", sagt Sivakumak schmunzelnd.

Großer Nutzen für die Stadt

Im Trierer Großraumbüro kenne man indes solche Reibungsverluste nicht. Wie die meisten Kollegen wohnt der JTI-Mitarbeiter im Hotel. Allenfalls am Wochenende geht es zurück nach Genf. "Das Projekt ist auch für die Stadt ein großer Vorteil", stellt Siegfried Pudritz fest. Die Hotels seien ausgelastet, und auch die Restaurants hätten dank der internationalen JTI-Truppe erhöhte Nachfrage. Auch Mercedes Murcia aus Madrid findet den Job an der Mosel aufregend und spannend. "Es ist einfach ein tolles Gefühl, in einem solchen Team ein Projekt zu entwickeln." Auch ihr ist die unterschiedliche Mentalität zwischen den Mitarbeitern aus aller Herren Länder aufgefallen: "Es gibt große Unterschiede, wie einzelne Teams an Lösungen herangehen. Und ich finde es besonders erstaunlich, dass es so viele Weg gibt, ans Ziel zu kommen." Bis Oktober haben die JTI-Mitarbeiter noch Zeit, ihr Projekt zu beenden.

Für den JTI-Standort Trier ist dieses Projekt ein wichtiges Etappenziel. "Wir wollen zeigen, dass die Voraussetzungen hier optimal sind und wir die Aufgabe angenommen undbestens umgesetzt haben", sagt Siegfried Pudritz.

Schließlich gehe es um das Image des Standortes Deutschland.

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