Rauchzeichen über Trier

TRIER. Ein großer Tag für das Trierer Produktionswerk von Japan Tobacco International (JTI): Mit der Einweihung des neuen Technologiezentrums wird die Forschungsarbeit für ganz Europa an die Mosel verlegt. Angesichts der geplanten Erhöhung der Tabaksteuer und verschärften Warnhinweisen ein Bekenntnis zum Standort.

 In dem neuen Labor von Japan Tobacco International werden die in ganz Europa produzierten Zigaretten auf Inhalt, Fertigung und Qualität geprüft.Fotos: Willi Speicher

In dem neuen Labor von Japan Tobacco International werden die in ganz Europa produzierten Zigaretten auf Inhalt, Fertigung und Qualität geprüft.Fotos: Willi Speicher

"Stürmisch und bewegt" - so beschreibt Siegfried J. Pudritz, JTI-Vize-Präsident für Europa, die vergangenen drei Jahrzehnte für die Zigarettenproduktion in Trier. Denn seit 30 Jahren arbeitet das Werk an der Mosel (der TV berichtete). Und mit dem neuen Technologiezentrum, das die europäische Forschung des Konzerns in Trier bündelt, wächst die Bedeutung des zweitgrößten Produktionsstandortes von JTI außerhalb Japans weiter. Nicht nur, dass die Mitarbeiterzahl auf 1500 steigt, damit scheinen die investierten 13 Millionen Euro die Existenz des Werkes zu sichern. Dabei ist die Lage der Branche alles andere als rosig. So muss JTI vor Krankheiten auf Zigaretten-Packungen warnen, hat aber laut Pudritz beim Konsum lediglich einen Wechsel zu Billig-Zigaretten registriert. "Die Hinweise sind übertrieben, wir verkaufen legale Produkte", sagt Pudritz. Zudem rauchen den Verantwortlichen die Köpfe, wenn es um die geplante Tabaksteuer-Erhöhung 2004 geht. Der rheinland-pfälzische Wirtschaftsstaatssekretär Harald Glahn steht jedenfalls hinter der Branche. Steuererhöhungen hätten am Konsum von Tabak nichts ändern können, sagt er zur Einweihung in Trier, zu der auch die oberste Führungsriege von JTI und viele Ehrengäste angereist waren. "Steuererhöhungen fordern die Phantasie der Konsumenten heraus, auf andere Weise in den Besitz des gewünschten Produktes zu kommen", sagt Glahn. Frage ist allerdings noch, wie sich Rheinland-Pfalz im Bundesrat verhält. Denn ablehnen kann die Länderkammer das Gesetz nicht, aber Veränderungen erreichen. Dies wollen vor allem Produzenten, Tabak-Händler und Pflanzer: mit einer moderateren Verteuerung und ihrer zeitlichen Streckung. In der Tat scheinen sich erste Auswüchse der letzten Steuer-Erhöhung abzuzeichnen. "Wir stellen mehr Diebstahl von Rohtabak fest", sagt Jörg Bähr, stellvertretend für 250 Tabakpflanzer im Land. Für sie und die 6000 Mitarbeiter stelle sich zunehmend die Existenzfrage. Tabakwarenhändler und Automaten-Aufstellern geht es ähnlich. "Kommt die Steuer-Erhöhung in drei Etappen um einen Euro, wird auch der Schmuggel aus Osteuropa zunehmen", prophezeit Gerd Jaquemod von TVS, größter Tabakgroßhändler und Automaten-Aufsteller der Region Trier. Laut Studien sinke mit der Steuer-Erhöhung der Umsatz der Branche um 30 Prozent. Inwiefern dies das Trierer JTI-Werk treffen wird, ist nicht klar. Dort werde zwar nur zu zehn Prozent für Deutschland produziert, wo der Konzern mit seinen Top-Marken Camel, Winston und Reyno einen Marktanteil von vier Prozent habe, sagt JTI-Sprecher Christof Ehrhart: "Es sollen nun keine Mitarbeiter entlassen werden. Aber langfristig wird man den Standort Trier prüfen müssen." Doch erstmal haben am heutigen Samstag die Mitarbeiter das Sagen. Beim Betriebsfest dürfen sie sich und ihre Arbeit am Trierer Standort feien. Siegfried J. Pudritz: "Sie sind die Stütze des Werkes."

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