Rettung auch ohne Vertrag

TRIER. Haustürwerber verunsichern derzeit zahlreiche Bürger in der Region. Sie wollen ihnen Verträge für Luftrettung andrehen. Die Verbraucherzentrale warnt.

Vielen kommen die Männer und Frauen spanisch vor, die in auffälligen weiß-roten Jacken, ähnlich denen des Rettungsdienstes, derzeit an ihren Haustüren klingeln und ihnen Verträge für Luftrettung andrehen wollen. Die Krankenkasse bezahle notwendige Flüge im Rettungshubschrauber nicht mehr, daher sei eine Mitgliedschaft in der Luftrettungs-Service Vermittlungs GmbH (LRS) notwendig, begründen sie die Notwendigkeit des Vertrages. 96 Euro koste die Mitgliedschaft. Viele unterschreiben und zahlen. Seit Jahren steht die LRS, die ihren Sitz im rheinland-pfälzischen Meudt hat, in der Kritik. Mehrmals bereits hat die Deutsche Rettungsflugwacht vor den Werbern gewarnt und klar gestellt, dass sie mit dieser Organisation in keiner Weise zusammenarbeitet. Auch die Verbraucherzentrale ist auf die angeblichen Luftretter aufmerksam geworden. In den vergangenen Tagen hat es vermehrt Nachfragen bei der Trierer Beratungsstelle gegeben, vor allem von Betroffenen, die einen unterschriebenen Vertrag rückgängig machen wollen. "Grundsätzlich sollte man bei Werbern an der Haustür vorsichtig sein und nichts unterschreiben, bevor man genau geprüft hat, welche Leistungen angeboten werden und ob man sie überhaupt braucht", warnt Lore Herrmann-Karch von der Verbraucherberatung Rheinland-Pfalz. Kündigung innerhalb von zwei Wochen möglich

Man müsse jedenfalls nicht Mitglied in einem solchen Verein sein, um die Flugrettung im Notfall in Anspruch nehmen zu können. Auf eine vom Arzt angeforderte Rettung per Hubschrauber habe jeder Versicherte Anspruch, sagt Hermann-Karch. "Wer sich an der Haustür hat überrumpeln lassen, kann den Vertrag innerhalb von 14 Tagen schriftlich widerrufen." Auf das Widerspruchsrecht weist auch Bernd Pahlke, Vertriebsleiter der LRS, hin. Man wolle Leute keinesfalls zu Mitgliedschaften zwingen. Seine Firma garantiere eine weltweite Rückholung und Verlegung innerhalb Deutschlands, auch wenn es nicht medizinisch angeordnet sei. Wer aber steckt hinter LRS? Noch vor zwei Jahren distanzierte sich Pahlke von dem Unternehmen. Er war Verkaufsleiter einer im bayrischen Röttenbach beheimateten Internationalen-Flug-Ambulanz (IFA): "Wir haben in keiner Weise etwas mit der LRS zu tun", sagte er damals auf Anfrage unserer Zeitung. Nun firmiert unter der IFA-Adresse die Kundenbetreuung der LRS. Bis vor vier Jahren wurde als Nutznießer der Organisation immer wieder Wolfgang Klenk genannt. Der Videohändler wurde 2001 zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt, weil er einem Helfer befohlen hat, seinem Geschäftspartner die Ohren abzuschneiden. Seine Frau Hedvika Klenk ist laut Creditreform jetzt als Geschäftsführerin eingetragen. Nach Angaben der Auskunftei betrug der Umsatz der LRS im vergangen Jahr 2,5 Millionen Euro.

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