Rettungsanker Luxemburg

PERL-NENNIG. (mö) Die Grenzgänger-Problematik ist längst keine mehr. Das wurde auf dem "Dritten Schengener Forum" deutlich. Auch die Sozialsysteme sind weitgehend kompatibel. Wichtige Handlungsfelder der Großregion tun sich indes im Bereich Bildung, Ausbildung und Weiterbildung auf.

"Lernen vom Nachbarn?" - das Thema des "3. Schengener Forums" hatten die Organisatoren der Interregionalen Presse (IPI) vorsichtshalber mit einem Fragezeichen versehen. Tatsächlich wurden die Sozialsysteme der Staaten erörtert und mit ihnen die Differenzen zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmerlager. Doch die Systeme erwiesen sich als weitgehend kompatibel. Das Problem liegt woanders.Probleme mit älteren Arbeitnehmern

Heinz Bierbaum vom Info-Institut Saarbrücken sprach aus, woran es fehlt. Nämlich an Arbeit. Vom Ziel der Europäischen Union, bei den 15- bis 64-Jährigen bis 2010 eine Beschäftigungsquote von 70 Prozent zu erreichen, sei die Großregion weit entfernt. Besonders kritisch sei die Beschäftigung älterer Arbeitnehmer, die nach der EU-Vorgabe im Jahr 2010 immerhin 50 Prozent erreichen soll. Sie liegt derzeit bei 33,5 Prozent. Da sind die so genannten grenzüberschreitenden Beschäftigungsverhältnisse" ein wichtiges Ventil. Gut, dass es Luxemburg gibt. Mit seinem ausgeglichenen Arbeitsmarkt wird das Großherzogtum zunehmend zum Magnet für Arbeitskräfte. Kein Wunder, dass sich die Diskussion auf dem Forum alsbald auf die Grenzgänger-Thematik konzentrierte. Nach der offiziellen Statistik vom Oktober 2004 sind in Luxemburg mehr als 113 000 Grenzgänger beschäftigt. Dagegen nehmen sich die so genannten nationalen Beschäftigungsverhältnisse mit knapp 200 000 vergleichsweise bescheiden aus. Die weit unterdurchschnittliche Arbeitslosigkeit in der Trierer Region von 6,2 Prozent, die in grenznahen Bereichen nochmals deutlich niedriger liegt, hat fast ausschließlich mit dem Arbeitskräfte-Bedarf im Großherzogtum zu tun. In Luxemburg Arbeit zu finden, fällt Ausländern immer leichter. Nachdem das Land vom Europäischen Gerichtshof verpflichtet wurde, für arbeitslose Grenzgänger eine nach Umfang und Zeit begrenzte Unterstützung zu zahlen, beschränken sich die sozialpolitischen Barrieren auf einige Schwierigkeiten bei Invalidität, Zeitarbeit und in Spezialfragen der Steuergesetzgebung. Hans Dieter Kaeswurm von der Trierer Agentur für Arbeit plädierte denn auch für einen "unaufgeregten" Umgang mit der Grenzgänger-Thematik. Die Angelegenheit funktioniere. Jetzt kommt es in der Großregion auf anderes an. Heinz Bierbaum gab das neue gemeinsame Handlungsfeld vor: gemeinsame Anstrengungen bei Bildung, Ausbildung, Weiterbildung und lebenslangem Lernen. Das freilich bleibt derzeit noch ein unbewältigtes Problem.

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