Rohrpost-Reisen mit Schallgeschwindigkeit

Washington · Tesla-Chef Elon Musk will eine Bahn für hohe Geschwindigkeiten zwischen New York und Washington bauen. Doch die Behörden wissen nichts von einer angeblichen Genehmigung.

Washington Die Fahrt von Washington nach New York fühlt sich an wie eine Reise in die Vergangenheit des Personenverkehrs. Heftig rüttelnd und ächzend quält sich der vermeintliche Express-Zug über die Strecke von 350 Kilometern. Fahrtzeit drei Stunden, wer kurzfristig bucht, zahlt gut 200 Dollar einfach. So konnte sich Tesla-Chef Elon Musk begeisterter Reaktionen sicher sein, als er dieser Tage den Durchbruch für seinen "Hyperloop" verkündete: Das ist eine Art Vakuumtransportröhre, in der Menschen und Waren in Schallgeschwindigkeit von A nach B transportiert werden sollen. Oder, wie Musk auf Twitter jubelte, in 29 Minuten von der Finanzmetropole in die Hauptstadt der USA. Er habe dafür gerade "die mündliche Zusage" bekommen.
Ist also endlich eine Lösung für die marode Infrastruktur der USA in Sicht? So schnell, wie der Milliardär behauptet, wird es sicher nicht gehen. Auch technisch ist das Projekt längst nicht ausgereift. Für die Entwicklung der Transportkapseln, in denen die Passagiere wie Rohrpost durch die Röhren geschossen werden sollen, hat er einen weltweiten Wettbewerb initiiert. In der ersten Runde gehörte ein Team von Münchner Studenten zu den Siegern. Und in der Wüste Nevadas betreibt die Firma Hyperloop One eine 500 Meter lange Teststrecke für das futuristische Verkehrsmittel. Musk lässt derweil auf dem Parkplatz seiner Firma in Kalifornien ein Loch buddeln, aus dem nach seinen Vorstellungen ein Tunnelsystem erwachsen soll, das den Großraum von Los Angeles abdeckt. Doch sehr weit ist die auf den Namen Godot getaufte Bohrmaschine noch nicht gekommen - über die Grundstücksgrenzen hinweg zu buddeln ist Musks Boring Company verboten.
Ähnlich liegen die Dinge bei der vollmundig verkündeten Baugenehmigung für den längsten Tunnel der Welt zwischen New York und Washington.
"Das ist uns neu", sagte der Sprecher von New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio. Niemand im Rathaus oder den anderen Behörden sei überhaupt kontaktiert worden. Auch Washingtons Stadtverwaltung will nichts von einer Zustimmung wissen.
Dagegen ließ das Weiße Haus immerhin Unterstützung erkennen. Innovationen seien getrieben von "Erfindungsgeist und dem Spirit des Privatsektors", sagte ein Sprecher von US-Präsident Donald Trump. Man habe "positive Gespräche" mit Musk geführt.
Allerdings wissen nicht nur die Deutschen, wie teuer und langwierig Infrastrukturprojekte werden können. Ein jüngst eröffneter knapp drei Kilometer langer Abschnitt der New Yorker U-Bahn hat 4,5 Milliarden Dollar gekostet. Die Planungen dafür hatten 1919 begonnen.
Genehmigungen seien schwieriger als die Technologie selbst, hat Musk selbst einmal gesagt. Und so zog er zwei Stunden nach seinem Vollzugstweet die Notbremse. Für eine formale Genehmigung sei noch eine Menge Arbeit nötig, twitterte er. "Aber ich bin zuversichtlich, dass das rasch passiert." Auf die Frage eines BBC-Reporters, ob es ihm mit seiner vorschnellen Ankündigung nur darum gegangen sei, öffentliche Unterstützung für sein Projekt zu generieren, antwortete Musk freimütig: "Unterstützung wird sehr geschätzt."

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