Ryanair expandiert kräftig

Frankfurt/Hahn · Der irische Billigflieger attackiert den Platzhirsch Lufthansa an seinem Heimatflughafen. Ryanair weitet sein Angebot in Frankfurt sprunghaft aus - eine zusätzliche Strecke gibt es am Hahn.

Frankfurt/Hahn (dpa) Der irische Billigflieger Ryanair nimmt die Lufthansa an ihrer Heimatbasis Frankfurt noch stärker ins Visier. Ab Sommer 2018 würden 34 neue Strecken von Deutschlands größtem Flughafen angeboten, sagte Marketingchef David O'Brien am Dienstag in Frankfurt.
Damit bieten die Iren ab nächstem Jahr in neun Ländern 38 Ziele an - mehr als neunmal so viele wie bisher (4).
Unter den neuen Strecken seien Geschäfts- und Urlaubsziele vor allem in Spanien, Italien und Griechenland, erklärte O'Brien, etwa Barcelona, Lissabon, Mailand, Marseille, Mykonos und Gran Canaria. Für den Ausbau solle die Zahl der stationierten Jets in Frankfurt bis nächsten Sommer um drei auf zehn steigen. Der Flughafen Frankfurt Hahn in Rheinland-Pfalz solle zudem eine neue Strecke ins bulgarische Plowdiw erhalten und dann 43 Ziele anfliegen.
Ryanair hatte bereits im Sommer Lufthansa attackiert und erstmals von Frankfurt am Main aus vier Strecken in Europa ins Angebot genommen.
Zuletzt hatte Ryanair verkündet, die Zahl der Jets in Frankfurt für den Winterflugplan von zwei auf sieben zu erhöhen. Insgesamt wollen die Iren, die in Deutschland 14 Flughäfen anfliegen, hierzulande 2018 um 20 Prozent wachsen gemessen an Passagieren und Flügen.
Eine weitere Expansion in Deutschland hänge vom Marktumfeld ab, sagte O'Brien. "Wir haben kürzlich München hinzugenommen, dort könnten wir mehr machen."
Der Manager plädierte dafür, den Flughafen Berlin Tegel offen zu halten. "Es ist verrückt, dass Deutschlands Hauptstadt weniger Kapazität hat als Dublin." Sollte Tegel offen bleiben, sei es möglich, dass Ryanair auch dort mehr Flugzeuge stationiere.
Ryanair kritisierte erneut die Staatshilfe für die insolvente Air Berlin. "Die Bundesregierung will mit einem Kredit von 150 Millionen Euro ein Monopol der Lufthansa errichten", sagte O'Brien. Dies werde zu steigenden Preisen für Kunden führen.
Der Vorstoß der Iren auf das Territorium von Lufthansa stößt auf Widerstand des deutschen Marktführers. An einer neuen Gebührenstaffel, mit der Flughafenbetreiber Fraport Ryanair Rabatte gewährt und die Iren so nach Frankfurt gelockt hatte, entzündete sich ein heftiger Streit. Lufthansa warf Fraport vor, die Iren zu bevorzugen, die Frankfurt wegen der hohen Gebühren zuvor gemieden hatten. Zuletzt hatten die beiden Parteien ihren Zwist zumindest teilweise beigelegt. Lufthansa baut seine Billigtochter Eurowings ebenfalls aus, fliegt aber damit noch nicht Frankfurt an.
Extra: AUSWIRKUNGEN AUF DEN HAHN


(wie) Die Neuausrichtung könnte auch den Hahn betreffen, sagt Luftfahrtexperte Prof. Dr. Christoph Brützel dem TV: "Ryanair wird von Frankfurt im Wesentlichen touristische Destinationen anfliegen und sich damit vielmehr in dem Bereich der Ferienflieger (Condor, Tuifly) ausbreiten. Insbesondere im Verkehr nach Spanien und Portugal werden touristische Destinationen parallel zum Flughafen Hahn bedient. Bei überschnittenen Destinationen ist damit zu rechnen, dass Frequenzen am Flughafen Hahn reduziert werden."

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