Saure Milchbauern

THALFANG/KRUFT. Die Milchbauern sind verärgert über die Hochwald-Molkerei. Weil einige Junglandwirte von einer Tagung der Molkerei ausgeschlossen wurden, werfen sie dem Konzern Arroganz und Provokation vor.

Miese Stimmung bei den Milchbauern der Region. Sie sind sauer auf die Hochwald-Molkerei. Ursache dafür ist eine Tagung für junge Milcherzeuger vergangene Woche in der Vulkanhalle in Kruft (Kreis Mayen-Koblenz). Einige der Milchbauern brachten ihren Ärger über die ihrer Ansicht nach zu niedrigen Milchpreise (derzeit 24 Cent pro Liter) mit einem T-Shirt zum Ausdruck. Auf den vom Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) herausgegebenen T-Shirts forderten sie 40 Cent pro Liter Milch. Der BDM, dem mittlerweile 9000 Mitglieder angehören, wurde 1998 gegründet aus Unzufriedenheit mit der Milchpolitik des Deutschen Bauernverbandes. Der Protest der Jungbauern waren Hochwald-Chef Karl-Heinz Engel und dem Aufsichtsratsvorsitzenden Hans-Jürgen Sehn offenbar ein Dorn im Auge. Vor Beginn der Tagung gab es ein Wortgeplänkel mit einigen der Jungbauern. Schließlich mussten acht von ihnen vor der Tür bleiben. Offizielle Begründung von Hochwald: Bei der Veranstaltung habe es sich um eine interne Veranstaltung gehandelt, zu der nur angemeldete Teilnehmer Zutritt gehabt hätten. Die acht, die draußen bleiben mussten, hätten keine Anmeldung gehabt. Diese Milchbauern sehen das jedoch anders. Man habe sie als Störenfriede bezeichnet, sagte ein beteiligter Jungbauer aus dem Kreis Trier-Saarburg dem TV. Er spricht von einer "großen Sauerei", weil selbst Milchbauern, die an Hochwald lieferten, nicht reingelassen worden seien: "Wir wollten nicht stören, wollten nur zeigen, dass wir da sind." Eine Teilnehmerin bezeichnet das Verhalten von Engel und Sehn als "erniedrigend, dekadent und arrogant". Bei ähnlichen Veranstaltungen seien nie interessierte Zuhörer, auch mit Protest-Shirts, ausgeschlossen worden. "Keiner war darauf aus, Krawall zu machen", sagt auch die Landwirtin aus der Eifel. Man wollte nur auf die untragbare Situation der Milcherzeugerbetriebe hinweisen. Unter den über 200 Zuhörern in der Halle seien einige ohne Einladung gewesen. Die Veranstaltung habe sich an junge Milcherzeuger gerichtet und nicht nur an Lieferanten von Hochwald, so die Landwirtin. Der BDM sei kein Feind der Molkereien und setze weiter auf offene Gespräche. Außerdem, so die Milchbäuerin, habe Hochwald in einem Rundbrief vor zwei Jahren die Genossen zum Widerstand aufgerufen. "Manchmal muss man sich wundern, mit welcher Geduld die Bauern ihr Schicksal erwarten. Oder haben die Milchviehhalter noch gar nicht begriffen, was in den nächsten Jahren auf sie zukommt?", fragt der Gastautor unter der provokanten Überschrift "Durchhalten, bis der Nachbar aufgibt?". Bei Hochwald sieht man keinen Grund für die Aufregung der Milchbauern. Es sei eine "erfolgreiche Veranstaltung" gewesen. Das Wachstum in den vergangenen Jahren mit einer Milchverarbeitung von 1,8 Milliarden Litern und einem voraussichtlichen Umsatz von 1,1 Milliarden Euro in diesem Jahr sei nur möglich gewesen, weil Hochwald mit seinen Genossen "offen kommuniziert und diskutiert" hat, verlautete aus der Konzernzentrale in Thalfang (Kreis Bernkastel-Wittlich). Zu diesem Dialog zählten auch Veranstaltungen wie in Kruft. Und die Beschlüsse bei Genossenschaftsversammlungen seien mit über 99-prozentiger Zustimmung gefasst.

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