Schluck für Schluck

Die Bitburger Braugruppe möchte von der saarländischen Karlsberg Brauerei deren Koblenzer Tochter Königsbacher übernehmen. Wie es heißt, ist die Übernahme aber noch eine Frage des Preises.

Bitburg. Wer am gestrigen Montag in Bitburg, Homburg oder Koblenz anrief und sich nach der möglichen Übernahme der Königsbacher erkundigte, stieß auf kollektives Achselzucken. "Gerüchte kommentieren wir nicht", hieß es unisono in den drei Braustätten. Das wiederum spricht schon Bände. Denn ein Dementi war nicht darunter. Kann nur heißen: An den jüngsten Gerüchten auf dem deutschen Biermarkt ist etwas dran.

Wie unsere Zeitung aus Branchenkreisen erfuhr, will die Bitburger Braugruppe (Bitburger, König-Pilsener, Köstritzer, Licher, Wernesgrüner) den rheinland-pfälzischen Konkurrenten Königsbacher schlucken. Das Unternehmen gehört seit 1992 zur saarländischen Karlsberg Brauerei, die die Tochter allerdings angeblich nun verkaufen will.

Dafür, dass an den Verkaufsgerüchten etwas dran ist, spricht auch eine erst vor wenigen Wochen gestartete Marketing-Aktion des vermeintlichen Übernahme-Kandidaten unter dem Motto "Koblenz trinkt Königsbacher". Wer so wirbt, könnte befürchten, dass eine Jahrhunderte alte Brau-Tradition womöglich bedroht ist.

In Trier etwa wurde die alte Löwenbrauerei 1988 vom Karlsberg-Verbund geschluckt, fünf Jahre später wurde vor Ort das letzte Bier gebraut. Das in letzter Zeit wieder verstärkt in den Gaststätten erhältliche Trierer Löwenbräu wird im Saarland gebraut.

Der Königsbacher blieb zwar ein ähnliches Schicksal erspart, gebraut wird nach wie vor in Koblenz, aber ein neuer Eigentümer könnte daran etwas ändern. Von daher spricht die aktuelle Werbe-Aktion dafür, dass tatsächlich etwas im Busch ist. Und dass der Platzhirsch Bitburger angesichts eines derartigen Verkaufs "vor der Haustür" einfach nur zuschauen könnte, ist ebenfalls illusorisch.

Das Eifeler Interesse an dem traditionsreichen Brauhaus erscheint noch plausibler, als zum "Verkaufspaket" auch noch zwei Getränkefachgroßhändler gehören sollen: Bier Reuschenbach in Neuwied und die Nassauer Löwenbrauerei. Die Großhändler wiederum dürften mehrere Hundert Gaststätten beliefern. Für die Bitburger eine gute Gelegenheit, dort Fuß zu fassen.

"Das Risiko geht niemand ein"

 Na denn Prost! Bitburger möchte den kleinen Konkurrenten Königsbacher schlucken. Foto: Deutscher Brauer-Bund

Na denn Prost! Bitburger möchte den kleinen Konkurrenten Königsbacher schlucken. Foto: Deutscher Brauer-Bund



Dass die Bitburger Braugruppe (verkauft 740 Millionen Liter Bier jährlich) im Fall einer Übernahme Königsbacher (18 Millionen Liter) den Hahn abdrehen könnte, halten Insider für unwahrscheinlich. Ein solcher Schritt würde von den Biertrinkern in der Region Koblenz wohl auch kaum akzeptiert werden. Aus fröhlichen Königsbacher-Trinkern könnten erbitterte Bit-Gegner werden. "Das Risiko geht keine Brauerei ohne Not ein", sagt ein Fachmann.

Nach Informationen unserer Zeitung soll in Koblenz der mögliche Käufer Bitburger favorisiert werden. Wie lange sich die Übernahme-Verhandlungen hinziehen, sei derzeit nicht absehbar, sagt ein Insider.

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