Schnelle Mark statt schneller Hilfe

TRIER. "Sie helfen Menschen, die alles verloren haben." Mit diesen Worten bettelt derzeit in Trier eine Organisation namens Flutopferhilfe um Altkleider für Bedürftige. Kleiner Schönheitsfehler: Den Initiatoren geht es offenbar nicht um Hilfe, sondern ums pure Abzocken.

TausendeHaushalte in und um Trier hatten am Wochenende ein DIN A 5-großesFlugblatt im Briefkasten. Darin bittet eine angeblich in Bonnbeheimatete Organisation mit dem Namen Flutopferhilfe umAltkleider- und Schuhspenden "zugunsten derFlutopfer-Geschädigten in Europa". Auf dem Handzettel ein Emblem,das zumindest entfernt ans Rote Kreuz erinnert, und derSchriftzug "Für Menschen in Not". Was so karitativ und mildtätigklingt ("Die Spenden kommen den Betroffenen direkt zugute"), istin Wirklichkeit eine geschickt getarnte Masche, um über den UmwegAltkleidersammlung möglichst viel Geld zu scheffeln. Auf demlukrativen Altkleider-Sektor tummeln sich nämlich nicht nurkaritative und kirchliche Organisationen sowie seriösePrivatfirmen, sondern auch unseriöse Geschäftemacher. Denen gehtes nur darum, die gesammelten Textilien und Schuhe möglichst"sortenrein" an so genannte Second-Hand-Anbieter weiter zuverkaufen. "Eine Tonne gut erhaltene Jeans bringt in Afrika 600Euro, ein Container Schuhe bis zu 6000 Euro", weiß MatthiasSchwind. Der Trierer Rot-Kreuz-Geschäftsführer ärgert sichinsbesondere darüber, dass "einige Firmen immer dann kurzfristigeine Sammlung ankündigen", wenn auch das DRK zu Altkleiderspendenaufgerufen habe. "Das sind Trittbrettfahrer", meint Schwind,"denen kaum beizukommen ist." Zumindest im aktuellen Fall scheint dies nicht zu stimmen. Nach Angaben von Sprecher Ralf Frühauf hat das Trierer Ordnungsamt am Montagnachmittag die für heute angekündigte Altkleidersammlung der Flutopferhilfe verboten. Grund: "Wir glauben, dass dort die Gemeinnützigkeit nur vorgegaukelt wird", sagt Frühauf. Zugestellt werden konnte die Verbotsverfügung gestern allerdings nicht. Unter der auf den Handzetteln angegebenen Bonner Anschrift ist keine Organisation namens Flutopferhilfe bekannt. Und unter der angegebenen Handy-Nummer - angeblich ein Sondertelefon - war niemand zu erreichen.

Mit verschärften Kontrollen an den Sammelstellen will das Trierer Ordnungsamt jetzt den Initiatoren, die nicht zum ersten Mal in der Region aktiv sind, auf die Schliche kommen.

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