Schnittstelle zwischen gut und billig

TRIER. Waschen, scheiden, sparen: Mit so genannten "Cut and go"-Läden versuchen immer mehr Friseure auf der Billigschiene ihr Geschäft zu machen - ohne Termine, zu festen Preisen und mit wenig Aufwand. Auch in der Region Trier gibt es mittlerweile einige Salons.

Wer reinkommt, zieht sich erst mal eine Nummer und wartet, bis er dran kommt. Wie im Supermarkt an der Käse-Theke, nur dass es bei "Hairkiller" Sitzmöglichkeiten gibt - in Triers Filiale direkt am Bahnhof ist es eine Fensterbank aus geriffeltem Edelstahl, auf der kleine rote Kissen liegen. Überhaupt ist hier vieles rot, schwarz oder silber. Links hängt der Fernseher, rechts Lautsprecher, aus denen Techno-Musik dröhnt. Laut und grell ist es bei den Hairkillern. Doch "das Beste bei www.hairkiller.de sind die Leute, die hier arbeiten!" - das zumindest erfährt der Internetnutzer, wenn er auf die Homepage der Friseurkette gelangt.Nur wenige gehen mit zwölf Euro raus

Zehn Hairkiller-Filialen sind dort aufgelistet, darunter die in Trier, eine in Wittlich und Schweich, aber auch welche in Limburg und Celle. Im Oktober sollen zwei weitere Filialen in Trier und Saarbrücken eröffnet werden. Gutes Personal wird immer gesucht. Und "ziemlich verheizt". Das zumindest meint Walter Oberbillig, Obermeister der Friseurinnung Trier-Saarburg. "Es bleibt keine Zeit zum Beraten oder Betütteln", sagt er, räumt aber ein, dass es durchaus Kunden gibt, die darauf auch keinen Wert legen. "Leute, die zum Hairkiller wollen, kommen nicht zu uns", sagt der Obermeister. Er persönlich - und nicht in seiner Funktion als Innungs-Chef - habe mit dem Konzept der Hairkiller, alles zum "Killer-Preis" von zwölf Euro anzubieten, kein Problem. Bereits vor 25 Jahren habe Oberbillig erstmals darüber nachgedacht, etwas in der Form anzubieten. "Das müssen Sie machen", habe ihm damals eine Werbe-Agentur geraten, wegen des Namens: Oberbillig. Er hat es gelassen. "Jeder Friseur kann sein eigenes Konzept haben", sagt der Friseurmeister, doch wer nur der Preise wegen zum Billig-Friseur wechsle, müsse sich darüber im Klaren sein, "dass nur wenige Kunden mit zwölf Euro dort rausgehen". "Es ist wie der Grundbeitrag bei einer Versicherung", erklärt Peter Krebs, Friseurmeister der Innung Bernkastel-Wittlich, was darüber hinaus gehe, müsse extra bezahlt werden. "Billig-Friseure sind momentan im Trend", sagt Krebs, so trendig, dass es in Wittlich außer Hairkiller noch einen weiteren Salon gibt, den "Hair-Express". Ein Kurzhaarschnitt für Männer kostet hier zehn Euro. "Es ist gut, dass es zwei gibt", sagt Krebs, "dann geht einer kaputt." Betreiber des Hair-Express ist der Trierer Friseur Theo Thonet, der mit Filialen in ganz Deutschland und einigen Trierer Kaufhäusern vertreten ist. Thonet selbst war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen, sein Konkurrent Edgar Krämer, Betreiber und Mitgesellschafter mehrerer Hairkiller-Filialen, lehnte sie ab. "Die Gretchenfrage bei den Zehn-Euro-Salons ist die nach der Höhe der Lohnkosten", und diese hänge von der Auslastung der Mitarbeiter ab, sagt Ralf Osinski, Diplom-Ökonom und Herausgeber des Friseur-Branchen-Blattes "Abschnitt". Osinski geht davon aus, dass der Leistungsdruck für Mitarbeiter bei Billig-Friseuren höher ist. "Fehlzeiten in überdurchschnittlichem Umfang kann sich der Betreiber eines solchen Betriebs nicht leisten." Wenn der Leistungsdruck zu hoch sei, leide das Image der Läden darunter, meint Osinski und warnt: "Einfach nur die Preise abzusenken, weil um die Ecke ein Zehn-Euro-Salon aufmacht, wäre eine Paniksituation, die sich auf Dauer rächt." Weitab vom Konkurrenzkampf der Cut-and-go-Salons schneidet Guido Wirtz, Obermeister der Innung Westeifel die Haare anderer Menschen. "Qualität wird sich durchsetzen", ist er überzeugt. Um mit den niedrigen Preisen arbeiten zu können, müssten die kostengünstigen Anbieter an anderer Stelle sparen, sagt Wirtz, "also am Personal". Eine Gefahr durch Billig-Friseure sieht er zumindest in seinem Bereich derzeit nicht. Was fast allen traditionellen Betrieben der Friseur-Branche graue Haare bereitet, sind weniger die Fast-Food-Salons, sondern die derzeitigen Haarschnitte, die eine solche Bewegung überhaupt erst ermöglichen. "Die Frisuren sind einfacher geworden, die Abstände zwischen den Besuchen größer", sagt Walter Oberbillig. Neuen Aufschwung erhofft ersich vom neuen Trend: asymmetrische Schnitte, grelle Farbeffekte und die lang ersehnte Rückkehr der Dauerwelle.

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