Schweinegrippe: So sorgen Unternehmen vor

Rund zehn Milliarden Euro könnte die Schweinegrippe bei mildem Verlauf die deutsche Wirtschaft kosten. Dabei sehen Fachleute bei der Notfallplanung in vielen Betrieben noch bedenkliche Lücken. Der TV hat bei Firmen in der Region nachgefragt.

Trier. "Wir haben in Gesprächen festgestellt, dass viele Unternehmen nicht so recht wissen, wie sie auf die Schweinegrippe reagieren sollen", sagt Vorstands-Chef Bernd Neisen von der Trierer Marketing-Agentur "markenmut." dem TV. Neisen und sein Team haben daraufhin ein Plakat entworfen, das sich jeder kostenlos von der Internet-Seite der Agentur (markenmut.de) herunterladen kann. "Das ist zumindest ein Anfang. Es soll sensibilisieren", meint der Trierer Unternehmer. Der Anstoß zum Nachdenken scheint angemessen zu sein. Bei der Notfallplanung in den Betrieben und der Krankenversorgung gebe es noch bedenkliche Lücken, heißt es in einer jüngst vorgestellten Studie des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI), der Beratungsgesellschaft Admed und der Allianz-Versicherung. Rund zehn Milliarden Euro könnte die Wirtschaft durch eine Grippewelle bei einem leichten Verlauf verlieren, heißt es dort.

In der Region haben sich die Betriebe unterschiedlich vorbereitet. Der Trierer Zigarettenhersteller Japan Tobacco baut auf frühere Erfahrungen, etwa bei der Vogelgrippe. "Wir sind ein international agierender Konzern. Da ist so etwas absolut notwendig", sagt JTI-Sprecherin Heike Lau. Eine eigene Abteilung, zuständig für Umwelt, Gesundheit und Sicherheit, hat Strategien entwickelt. "Mit Plakaten und über das firmeneigene Intranet betreiben wir Aufklärung", sagt Lau. Zudem gibt es Verhaltensregeln für Mitarbeiter, die in Gebiete reisen, in denen die Schweingrippe grassiert. "Wir haben sogar Impfstoff vorrätig, wenn sich diese Mitarbeiter impfen lassen wollen", erklärt die Sprecherin. Zudem bietet der Konzern reguläre Grippe-Impfungen über den Betriebsarzt an.

Auch bei der Bitburger Brauerei wird das Thema Schweinegrippe entsprechend kommuniziert. "Als ein Lebensmittel produzierendes Unternehmen gehört für Bitburger die Einhaltung höchster Hygienestandards zu den Grundprinzipien", sagt Pressesprecherin Kerstin Flötner. "Sollte sich jedoch durch Umstände, die wir nicht beeinflussen können, ein epidemisches Umfeld ausbreiten, sind wir organisatorisch auf etwaige Eskalationen vorbereitet. Hierfür sorgen feste Richtlinien unseres Krisenmanagements", erklärt die Bit-Sprecherin. Die lückenlose Aufrechterhaltung der Produktion und der Vertrieb aller Getränke seien damit sichergestellt.

"Die Schweinegrippe sollte für alle ein Thema sein", sagt auch Jürgen Jablonowski, Direktor des Dorint Hotel & Resort Daun. In seinem Haus gibt es einen ausgearbeiteten Notfallplan. Zudem sei der Kontakt zum Gesundheitsamt sehr eng, seine Richtlinien und Informationen werden an die Hotelmitarbeiter weitergegeben mit der Anweisung, sich entsprechend zu verhalten. "Es ist alles eine Sache der Organisation", so Jablonowski. "Als Hotel mit Gästen aus aller Herren Länder ist es für uns selbstverständlich, dass wir uns intensiv mit dem Thema auseinandersetzen."

Auch bei den Behörden laufen Vorbereitungen. Jürgen Kentenich, Chef des Trierer Finanzamtes: "Für die Grippeimpfung haben wir regelmäßig einen Impftermin im Haus, nach diesem Muster sollte auch die Schweinegrippen-Impfung erfolgen." Das Finanzamt bemüht sich dementsprechend um Impfstoff. Extra In der RWI-Studie bemängeln die Experten, dass Mittelständler das Risikomanagement vernachlässigen. Um Firmen zu unterstützen, hat das Robert-Koch-Insititut Empfehlungen entwickelt. Zur Vorbereitung zählen einfache Maßnahmen wie Angebote von Grippe-Impfungen für Mitarbeiter, die Verschärfung der Hygienemaßnahmen in den betroffenen Gebieten oder Reiseempfehlungen. Unternehmen müssen in einem Notfallplan festlegen, wie sie den Betrieb aufrechterhalten können. Dazu sollten sie entscheiden, ob sie Antigrippemittel und Schutzkleidung für Mitarbeiter kaufen. Fragen sind: Welche Unternehmensbereiche sind besonders gefährdet? Welche Abteilungen müssten auf jeden Fall besetzt sein, und auf welche könnte notfalls verzichtet werden? Mitarbeiter sollten darüber informiert werden, welche Strategien das Unternehmen entwickelt und welche Verhaltensregeln dann gelten. Zu einem echten Pandemieplan gehören nicht nur die Information und Schulung der Mitarbeiter, sondern auch Regeln dafür, wie eine Personal-Reserve gebildet werden könne oder auch, wie die Einführung von Tele-Arbeitsplätzen umgesetzt wird.

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