Selbstbewusstsein für die Region

DAUN. Bei der öffentlichen Vollversammlung zum Jubiläum "150 Jahre Industrie- und Handelskammer (IHK) Trier" wird deutlich: Mehr Selbstbewusstsein und eine Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur – das braucht die Region Trier laut Politik, Forschung und Wirtschaft, um zukunftsfähig zu werden.

Was Mathias Bucksteeg, Deutschland-Direktor des Prognos-Forschungsinstitus, zur IHK-Hauptversammlung im Dauner Forum präsentiert, lässt manchem Unternehmer und Politiker der Region die Augen aus dem Kopf treten. "Die Anbindung an das Autobahnnetz ist gut bis sehr gut. Dafür ist die Gründungsintensität neuer Betriebe schlecht", sagt der Forscher. Er hat mit seinem Institut einen "Zukunftsatlas" für alle 439 deutschen Kreise und kreisfreien Städte auf Basis vergleichbarer Daten ab 1997 erstellt und seine Ergebnisse für die Region Trier aufgedröselt: Zwar gibt es einen "ausgeglichenen Chancen-Risiken-Mix", die Region hinkt aber beim Wachstum hinterher. Diese Ergebnisse kann und will Dauns Landrat Heinz Onnertz in der Diskussion unter der Leitung von TV-Redakteur Heribert Waschbüsch nicht stehen lassen: "Seit über 30 Jahren leiden wir unter fehlender Erreichbarkeit, weil der Lückenschluss der Autobahn 1 fehlt." Was nütze es, wenn Daun eine Autobahn vor der Haustür habe, die aber nur in eine Richtung führe. "Nur mit einer guten Verkehrsanbindung siedeln Betriebe", ist er überzeugt. Da sind sich alle Diskutanden einig, dass es für eine zukunftsfähige Region nichts Wichtigeres gibt als gute Verkehrswege zu Lande, zu Wasser und per Schiene. Doch der rheinland-pfälzische Verkehrsminister Hans-Artur Bauckhage will sich auf keine Zeitvorgaben einlassen, was etwa die Fertigstellung der Bundesstraße 50 neu, des Hochmoselübergangs, neuer Moselschleusen oder der Bahnbrücke bei Konz betrifft. "Es gibt Prozedere in der Politik, die müssen wir einhalten", sagt er, des Themas sichtlich leid. Dass die Region Trier so schlecht bei Gründungen da steht, kann Axel Schmidt, Trierer Uni-Professor und Vorstand des Instituts für Mittelstandsökonomie, nicht nachvollziehen: "Was vielleicht für die Jahre 1997 bis 2001 gilt, hat sich umgekehrt. 2001 und 2003 liegen wir weit über dem Bundesschnitt." Zumal die Prognos-Studie nur Handelsregister-Einträge, aber keine Gewerbe-Anmeldungen berücksichtigt. So schlimm sei es also nicht, sagt er."Am Tropf von Luxemburg"

Was die Wertschöpfung angeht, leide die Region Trier zwar unter fehlenden Großbetrieben, "Mix und Struktur schaffen aber Stabilität", sagt Schmidt. Für IHK-Präsident Wolfgang Natus ein Grund, "moderat optimistisch" zu sein. Dank dieser Struktur liege die Arbeitslosigkeit niedriger als woanders - nicht zuletzt, weil man "am Tropf von Luxemburg" hänge, das heimischen Betrieben Aufträge verschaffe. Und was kann die Region besser machen? "Ein regionales Leitbild, dazu Kooperationen und eine gebündelte Wirtschaftsförderung, die Stärken definiert", sagt Bucksteeg. Selbstbewusstsein und Bekennen zu eigenen Stärken fordert auch Schmidt ("alle 500 000 Einwohner sind Botschafter ihrer Heimat"). Und IHK-Präsident Natus gibt seine Vision vor: "dass wir innerhalb des nächsten Jahrzehnts in einer großräumigen Region denken, die leistungsfähiger wird."

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