Sibirien, Weinsheim, Kongo

WEINSHEIM. Zuversicht bei den Fertighausbauern von Streif in Weinsheim (Kreis Bitburg-Prüm). Zwar wurde in den vergangenen Jahren kontinuierlich Personal abgebaut, doch pünktlich zum 75-jährigen Bestehen des früheren Industrieriesen buhlt das Management um einen Großauftrag im Kongo.

Eigentlich sollte der Vertrag zum Bau von Häusern und Hallen im Kongo bereits vor zwei Wochen unterzeichnet werden. Doch offenbar waren die Juristen sich noch nicht einig. Deshalb liegt der von Streif nicht näher definierte Auftrag zur Zeit noch in der Warteschleife. Laut Marketing-Chef Christoph Gutmann besteht allerdings die berechtigte Hoffnung, das Geschäft im Herbst über die Bühne zu bringen. Abwarten ist also angesagt bei den Häuslebauern in der Eifel, die zunächst ihr Firmenjubiläum über die Bühne bringen möchten. Die heutige Streif GmbH entstand aus dem 1929 in Frankfurt von Josef Streif gegründeten ersten Spezialbetrieb für Schalungsbau. In den Folgejahren avancierte das Unternehmen zu einem der wichtigsten deutschen Bauunternehmen. Streif-Schalungshölzer wurden unter anderem beim Bau des Berliner Olympiastadions und des Frankfurter Messeturms eingesetzt. Mit dem Start der Fertighaus-Produktion begann 1964 ein neue Ära: Streif etablierte sich in den achtziger und neunziger Jahren als Marktführer des Fertigbaus von Ein-, Zweifamilien-, Doppel- und Reihenhäusern. Mit dieser Richtungsänderung entstanden ein Reihe von Schwesterfirmen. Projekte in Indonesien, China, Thailand, Südafrika und Malaysia folgten. In Russland baute die Streif AG allein 14 Werke zur Herstellung von Bauelementen, darunter das größte Fertighauswerk der Welt im sibirischen Tjumen. Dort können im Jahr bis zu 5000 Häuser gefertigt werden. Zum Vergleich: Das Werk in Weinsheim hat eine Jahreskapazität von bis zu 1500 Häusern.Erst neue Strukturen, dann neue Bau-Elemente

Zum Jahrtausendwechsel wurde die AG von der damaligen Muttergesellschaft, der Hochtief AG, nach einer Neudefinition der Unternehmensziele umstrukturiert. Der weitgehend mittelständisch orientierte Hausbau wurde ausgelagert und schließlich an die Partner GmbH verkauft. Gleichzeitig erfuhr Streif eine Modernisierung. Ein neues Hausbau-Programm wurde entwickelt: das Variantenprogramm. So schuf Streif eine Reihe von Basis-Bauelementen, die zusammengefügt jeweils ein anderes Haus ergeben. Aus mehr als 15 000 Elementen können sich nun die Kunden ihr Traumhaus bauen lassen. In Spitzenzeiten beschäftigte Streif deutschlandweit nach Firmenangaben rund 5000 Arbeitnehmer. Das Prümer Werk boomte besonders in den 70er Jahren. Mit dem neuen Variantenprogramm habe Streif den Nerv der Zeit getroffen. "2002 und 2003 stiegen die Absatzzahlen enorm", teilt das Management im Jubiläumsrückblick mit. Dieses Jubilieren nehmen Betriebsrat und IG Metall indes mit hoch gezogenen Augenbrauen zur Kenntnis. Die Gewerkschaft meldete erst vor gut einer Woche das Scheitern der Tarifverhandlungen, weil unter anderem neun der noch rund 250 verbliebenen Mitarbeiter die Kündigung erhalten sollen. Seitens der Geschäftsleitung seien die Forderungen "mit der perspektivisch schlechter werdenden Ertragssituation bei der Streif GmbH und der aus heutiger Sicht schlechten Auslastung im Jahre 2005" begründet worden, teilte die Gewerkschaft mit. Streif-Chef Jörg-Achim Vette weist ein Scheitern der Verhandlungen unterdessen zurück. "Es ist nichts gescheitert. Wir sind weiter im Gespräch." Man rede offen und ehrlich über alle Positionen. Betriebsratschef Bernd Strugala spricht derweil vom "Nachholbedarf". Einen Konsens habe man zwar noch nichts erzielt. Aber: "Es ist noch nichts passiert." Die Streif GmbH feiert ihr 75-jähriges Bestehen mit einem Tag der offenen Tür am Samstag, 4. September, 10 bis 17 Uhr.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort