Ein anständiger Unternehmer ist ein getriebenes Wesen: Die "hurry sickness" (Hetz-Krankheit) habe die Menschen ergriffen, sagt Lothar Seiwert, der mit zahlreichen Publikationen und Auftritten für einen bewussteren Umgang mit dem "kostbarsten Gut" wirbt. In unserer Leistungsgesellschaft habe der Job den höchsten Wert, aber Lebensqualität erlange man nur, wenn man alle Bereiche in eine individuell wohldosierte Balance bringe: Arbeit, Körper, menschliche Beziehungen und die Ebene der Sinngebung. "Es muss erst richtig weh tun, bis man etwas zum Guten ändert", vor allem Führungskräfte und Selbstständige bemerkten oft zu spät, dass ihre Lebensausrichtung nicht mehr funktioniere. Seiwerts Appell: "Schaffen Sie Zeitinseln für sich selbst, seien Sie egoistischer!" Dabei helfe eine Art Wochenkompass, in dem auch die privaten Sphären eingetragen und ernst genommen werden wie ein Geschäftstermin. Dabei sei es wichtig, sich realisierbare und konkrete Ziele zu setzen. "Ihre Arbeit wird effektiver und besser, wenn Sie nur fünf statt acht Stunden dafür ansetzen", so seine Strategie des "weniger ist mehr". Die Basis für mehr zeitliche Freiräume: vom Dringenden zum Wichtigen zu kommen. "Konzentrieren Sie sich auf die Aufgaben, die Sie wirklich voran bringen. Nicht hart arbeiten, sondern ‚smart‘ arbeiten!" Seiwert bot keinesfalls neue Erkenntnisse, die den anwesenden Unternehmern noch unbekannt gewesen wären. Aber mit einer Mischung aus Ratschlägen, Anekdoten, Meditationen und kleinen Zauberkunststücken fand er eine ansprechende Art, eigentlich Selbstverständliches neu ins Bewusstsein zu rücken. Immer wieder bezog er das Publikum mit ein - passives Zuhören war wenig gefragt. Der Praxisbezug und die schnelle Umsetzbarkeit seiner Empfehlungen waren Ausschlag gebend. Wer wollte, konnte sich am Ende anmelden für kostenloses Coaching via Internet, oder sich in die Unterlagen vertiefen. Denn Schreibarbeit war für die Gäste ebenfalls Teil der Veranstaltung: "Formulieren Sie Ihre Lebensvision!" Mit einer detaillierten Jahreszielplanung in der Hand verließ die Unternehmerschar die Europahalle.