Spätes Gehalt aus der Lohntüte

TRIER. Die Betreibergesellschaft des regionalen Kabelsenders "Trier Plus" steckt offenbar in finanziellen Schwierigkeiten. Nicht zum ersten Mal warten die Mitarbeiter auf ihr Gehalt. "Die Leute bekommen ihr Geld", verspricht dagegen Mekom-Anwalt Remo Laschet.

Ein knappes Jahr nach Sendestart kränkelt offenbar auch das dritte private Trierer Fernsehexperiment. Grund sind nach Aussagen von Insidern Geldprobleme. Diese hatten schon die beiden "Trier Plus"-Vorgängermodelle binnen kurzer Zeit wieder von der Mattscheibe verbannt."Nächste Woche fließt das März-Gehalt"

Die Betreibergesellschaft Mekom, hinter der der aus einer Trierer Unternehmerfamilie stammende Stephan Johannes Müller und seine Ex-Frau Irene stehen, soll nach TV-Informationen bei diversen Gläubigern in der Kreide stehen, darunter Sozialversicherungskassen und Finanzamt. Ein ehemaliger Trierer Mekom-Anwalt habe den etwa 15 verbliebenen Beschäftigten bereits vor Wochen gesagt, die Firma sei "eigentlich reif für einen Insolvenzantrag", sagten Mitarbeiter dem TV. Andernfalls könne den Verantwortlichen später möglicherweise vorgeworfen werden, die Insolvenz verschleppt zu haben. Die Mekom-Beschäftigten dürfte diese Nachricht kaum überrascht haben. Nicht zum ersten Mal laufen sie ihren Gehältern hinterher. Den Februar-Lohn erhielten sie nach Auskunft von Betroffenen erst Anfang dieser Woche. Das Geld wurde nicht überwiesen, sondern - wie in den guten alten Lohntütenzeiten — bar ausgezahlt. Der Rest soll angeblich bald folgen: "Die Mitarbeiter bekommen ihr März-Gehalt defintiv nächste Woche", sagte gestern Abend Mekom-Anwalt Remo Laschet dem TV. Gerüchte über eine bevorstehende Insolvenz entbehrten jeglicher Grundlage. "Das ist nicht zutreffend", sagt Laschet. Zweifel an der Finanzkraft des Unternehmens äußerten bereits im vergangenen Jahr auch die Experten der für die Sendelizenz zuständigen Landeszentrale für Medien und Kommunikation (LMK, vormals: Landeszentrale für private Rundfunkveranstalter, LPR). In einem unserer Zeitung vorliegenden LPR-Schreiben von Ende Dezember heißt es wörtlich: "Die Zahlungsverzögerungen bei den Mitarbeiterbezügen (…) indizieren, dass das Guthaben des Girokontos, das zum 1. Juni 2004 noch einen Stand von 524 000 Euro aufwies, Anfang November bereits aufgebraucht war." Vor dem Sendestart hatte Mekom-Chefin Irene Müller dagegen noch vollmundig erklärt: "Wir starten mit einem großen finanziellen Polster. Das reicht für zweieinhalb Jahre." Die Aussage ist gerade einmal ein dreiviertel Jahr alt. Dass bei "Trier Plus" irgend etwas "im Busch ist", merken mittlerweile auch die Zuschauer des in den Trier-Bitburger Kabelhaushalten zu empfangenden Kanals. Statt aktuelle Beiträge flimmern immer häufiger "Konserven", also ältere Aufnahmen, über die Bildschirme. Doch auch hierfür hat Anwalt Remo Laschet eine Erklärung: "Die Technik wird derzeit umgestellt. In den nächsten Tagen geht alles wieder normal weiter." Bei der für die Sendelizenz zuständigen Ludwigshafener Behörde hält man sich derweil bedeckt. Obwohl die LMK nach TV-Informationen aus Mekom-Kreisen detailliert über die aktuellen Zustände bei "Trier Plus" informiert wurde, wird offiziell lediglich auf das derzeit schwebende Gerichtsverfahren verwiesen. Hintergrund ist die im Dezember beschlossene Neuvergabe der Sendelizenz, bei der Mekom-Konkurrent Sven Herzog (Radio Antenne West) den Vorzug erhielt. Die "Trier Plus"-Betreibergesellschaft ging gegen die Entscheidung vor und verlor in erster Instanz vor dem Verwaltungsgericht Neustadt. Mit einem Urteil des OVG Koblenz wird in vier Wochen gerechnet. Wenn das Gericht nicht anders entscheidet als die Vorgänger-Instanz, ist für den einstweilen von der LMK nur geduldeten Sender dann ohnehin Sendeschluss. Radiomann Herzog sagte gestern unserer Zeitung, er stehe "Gewehr bei Fuß" und könne direkt mit dem neuen Programm beginnen.

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