"Sprühen, wischen, sprühen und einwirken lassen"

Saarburg · Der Bedarf an Pflegekräften steigt. Woher kommen in Zukunft die Mitarbeiter? Die Agentur für Arbeit hat zum vierten Mal in Saarburg einen Tag der Pflege organisiert und will so die Situation verbessern. Interessierte hatten an der Geschwister-Scholl-Schule die Möglichkeit, sich an 16 Ständen zu informieren.

 Ingo Rudnik überlegt mit Mara Legende, wo er die Spritze im Modellarm ansetzen muss, um Blut abzunehmen.TV-Foto: Alexander Schumitz

Ingo Rudnik überlegt mit Mara Legende, wo er die Spritze im Modellarm ansetzen muss, um Blut abzunehmen.TV-Foto: Alexander Schumitz

Saarburg. Ingo Rudnik schiebt vorsichtig eine Spritze in eine Vene. Die Aufgabe lautet, einem Menschen Blut abzunehmen. Zuvor hat Mara Legende dem 17-jährigen Schüler erklärt, worauf er dabei achten muss. Rudniks Idee, die Spritze in der Armbeuge anzusetzen, hatte die angehende Gesundheits- und Krankenpflegerin zuvor noch abgelehnt. Die Puppe, an der sich Rudnik versucht, ist allerdings geduldig und verzeiht solche Fehler.
"Anfangs üben wir das Blutabnehmen an solchen Modellarmen", sagt Legende. Sie ist eine der 65 Auszubildenden, die die Krankenpflegeschule am Kreiskrankenhaus St. Franziskus in Saarburg besuchen. Der 18-Jährigen gefällt am Beruf der Gesundheits- und Krankenpflegerin der enge Kontakt mit Menschen, und dass der Beruf gute Perspektiven bietet. Und schon erklärt sie dem nächsten Schüler, wie der Arm zu desinfizieren ist, bevor er Blut abnimmt: "Sprühen, wischen, sprühen und mindestens 30 Sekunden einwirken lassen, bevor du die Spritze ansetzt."
Dass Pflegekräfte in der Region hervorragende Berufsperspektiven haben, bestätigt Martina Klankert-Drautzburg, Leiterin der Geschäftsstelle der Agentur für Arbeit in Saarburg. Mitte 2014 hätten etwa 2560 sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmer im Kreis Trier-Saarburg in der Pflegebranche gearbeitet - 160 mehr als ein Jahr zuvor. Aktuell würden Arbeitgeber mehr als 60 Stellen anbieten. "Die Pflegebranche gehört in der Region zu den Top-3-Arbeitgebern", sagt Martina Klankert-Drautzburg.
Probleme bereitet den Arbeitgebern der Fachkräftemangel. Zwar würden jährlich in den Verbandsgemeinden Saarburg, Konz, Kell am See und Hermeskeil bis zu 100 Pflegekräfte - also Altenpfleger, Altenpflegehelfer sowie Gesundheits- und Krankenpfleger ausgebildet, trotzdem könnten bei weitem nicht alle offenen Stellen mit eigenem Nachwuchs besetzt werden. Dazu kommt eine starke Abwanderung von Fachkräften nach Luxemburg. Christoph Schmidt, Leiter des Evergreen Betreuungs- und Pflegezentrums in Saarbur beklagt sich: "Sieben unserer Fachkräfte sind in den letzten 14 Monaten nach Luxemburg gewechselt, weil dort bessere Löhne gezahlt werden." Letztlich sei der Fachkräftemangel in der Region auch der Grund dafür, dass die Gruppe von dem Vorhaben Abstand genommen habe, in Nittel (Verbandsgemeinde Konz) eine entsprechende Einrichtung aufzubauen.
Diesen Druck auf dem Arbeitsmarkt für Pflegekräfte verspürt die Lebenshilfe Trier-Saarburg zurzeit noch nicht. "In der Regel übernehmen wir unsere Auszubildenden am Ende ihrer Lehre", sagt Kilian Zender, der bei der Lebenshilfe für Ausbildungsbelange zuständig ist. Die Arbeitgeber in der Region seien sicherlich mehr gefordert als in anderen Regionen. "Um Fachkräfte zu gewinnen oder zu halten muss sicherlich mehr stimmen, als das Gehalt."Extra

Die Zahl der Pflegebedürftigen in Rheinland-Pfalz steigt unaufhörlich. Nach den aktuellsten statistischen Zahlen lebten Ende 2011 etwa 113 500 pflegebedürftige Personen im Land, 14 400 in der Stadt Trier und den vier Landkreisen in der Region. Das waren fast sieben Prozent mehr als zwei Jahre zuvor. Inzwischen wird die Zahl der Menschen, die nicht oder nur bedingt selbstständig leben können, auf mehr als 120 000 geschätzt. redExtra

Großer Bedarf an Pflegekräften: In der Region sind im Gesundheitswesen 14 566 Frauen und Männer angestellt, im Bereich Heime und Sozialwesen sind es 13 505. Insgesamt stehen den Jobsuchenden 382 Arbeitsstellen im Pflege- und Gesundheitswesen zur Verfügung. 144 Stellen in den medizinischen Gesundheitsberufen und 238 Stellen im Bereich nichtmedizinische Gesundheitsberufe, Körperpflege und medizintechnische Berufe. hw

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