Standort Trier weiter unter Strom

Das Trierer Traditionsunternehmen Kirsch ist an die Prettl-Gruppe aus dem baden-württembergischen Pfullingen verkauft. Was auf den ersten Blick nach einer Vernunftehe aussieht, ist bei genauerem Blick eine "Liebeshochzeit".

 Die Geschäftsführer Christian Weissinger und Klaus Mies (von links) vor einem Kirsch-Aggregat. TV-Foto: Heribert Waschbüsch

Die Geschäftsführer Christian Weissinger und Klaus Mies (von links) vor einem Kirsch-Aggregat. TV-Foto: Heribert Waschbüsch

Trier. Die Kirsch GmbH in Trier-Biewer gehört zu den erfolgreichen regionalen Unternehmen. Seit rund 60 Jahren haben sich die Trierer mit ihren Netz-Ersatzanlagen und Sonderstromerzeugern auf dem Weltmarkt etabliert. So kam für manchen der Verkauf (der TV berichtete) etwas überraschend. Doch der Zusammenschluss war gut geplant. "Wir haben seit längerem Ausschau nach einem Käufer gehalten, der das Unternehmen übernimmt und in Trier fortführt", sagte der ausscheidende Geschäftsführende Gesellschafter Manfred Schmidt.Lange Beziehungen zwischen beiden Firmen

Die Eigentümer hätten keine natürlichen Nachfolger für das Unternehmen gehabt, und so sei es das Ziel gewesen, einen Partner zu finden, der das Unternehmen und die Branche kennt und die Geschäfte in Trier fortführt. "Wir haben beste Beziehung zur Endress GmbH, die eine Prettl-Tochter ist", sagte Schmidt. Das Unternehmen aus Bempflingen in Baden-Württemberg stellt mit seinen rund 50 Mitarbeitern vor allem Stromaggregate für industrielle Anwendungen im Leistungsbereich bis 30 Kilowatt sowie Baustellenaggregate bis 600 Kilowatt her. "Wir hingegen produzieren professionelle Anwendungen von Stromerzeugern im militärischen und zivilen Bereich mit Leistungen bis 2900 Kilowatt", erklärt Kirsch-Geschäftsführer Klaus Mies. Für Kirsch war damit Prettl der ideale Partner. "Der Standort und die 120 Arbeitsplätze sind gesichert, bei anderen Interessenten aus dem Ausland wäre das sicher schwieriger gewesen", sagt Manfred Schmidt. Für seinen Nachfolger in der Kirsch-Geschäftsführung, Christian Weissinger, ist der Zusammenschluss der beiden Unternehmen aber auch die Chance gemeinsam voranzukommen. "Die Prettl-Gruppe ist auf Wachstum ausgelegt. Und wir wollen natürlich auch an unserem Standort Trier wachsen", sagt der Endress-Geschäftsführer, der in Zukunft beiden Firmen vorsteht. Dabei lobt Weissinger das hohe technische Know-how bei den Trierern. "Während Kirsch mit dem Zusammenschluss die Nachfolgefrage geregelt hat, ist es für uns wichtig, dass wir zu ganz neuen Feldern Zugang finden", erklärt Weissinger. Mit dem starken Partner an der Seite - die Prettl-Gruppe hat in 30 Töchtern rund 5000 Mitarbeiter - eröffnen sich aber auch den Trierern neue Vertriebsmöglichkeiten. Kirsch hat etwa ein Zusatz-Aggregat für Busse und Bahnen im Angebot, das die Reichweite von strombetriebenen Oberleitungswagen erheblich verbessert. "In Athen werden 260 neue Busse benötigt, in Moskau geht es sogar um 1000 neue Busse", erklärt der technische Leiter Mies. "Mit dem neuen Konzern-Verbund kommen wir mit unseren Produkten in Märkte, die wir als Kirsch allein so schnell nicht hätten erschließen können." Ein zweiter Schwerpunkt in Trier wird der Bereich "drehzahlvariable Stromerzeugung". In dieser neuen Technik hat Kirsch weltweit die Nase vorn. "Der Vorteil solcher Stromerzeuger ist ein geringerer Verbrauch, sie sind wesentlich leiser als herkömmliche Geräte und haben eine höhere Lebensdauer", erklärt der Technik-Experte. Solche Lösungen würden vorerst vom Militär angefragt, doch mittelfristig erhofft sich der neue Eigner auch einen Technologie-Transfer für die industrielle Nutzung. "Mittelfristig hoffen wir also in Trier den Standort noch weiter stärken zu können", freut sich Weissinger darüber, dass Endress und Kirsch nun unter einem Dach sind: "Beide Unternehmen ergänzen sich ideal.

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