Standort mit Zukunft?

TRIER/BERLIN. Die Tabakindustrie bläst gegen die Steuerpläne der Bundesregierung zum Sturm. Eine Erhöhung der Tabaksteuer in drei Stufen um jeweils mehr als 30 Cent pro Packung stelle 100 000 Arbeitsplätze in Deutschland in Frage.

Rein in die Packung, raus aus der Packung. In Sachen Tabaksteuer verhält sich Finanzminister Hans Eichel derzeit wie ein nervöser Raucher. Nachdem vor kurzem noch die Erhöhung der Steuer in drei Stufen um je 20 Cent pro Packung angekündigt war, trifft es die Tabakindustrie doch wesentlich härter. Mehr als 30 Cent je Stufe soll die Schachtel nun teurer werden. Bei Triers größtem Arbeitgeber, Japan Tobacco International, läuten die Alarmglocken. JTI-Germany-Geschäftsführer Pascal Chevailler befürchtet, das ein gesamter Industriezweig "von der rot-grünen Bundesregierung ausgehungert wird". Die Erhöhung um gut 30 Prozent mache viele der 100 000 Arbeitsplätze kaputt. Zwar hält JTI weiter am Standort Trier fest - "die Investitionen und der Umzug der Zentrale läuft auch wie geplant weiter" (Chevailler) - doch langfristig müsse man sich die Frage nach dem Standort stellen. "Wenn die Politik in Deutschland die Tabakindustrie so schröpft, muss man sich fragen, ob das der richtige Standort ist." JTI hat mit seinen Marken (Camel, Winston, Reyno) in Deutschland einen Marktanteil von rund 3,5 Prozent. Knapp 1200 Mitarbeiter sind in Trier beschäftigt. Mit dem neuen Forschungs- und Entwicklungszentrum kommen weitere 250 dazu. Insgesamt werden in Deutschland jährlich rund 140 Milliarden Zigaretten verkauft. JTI-Unternehmenssprecher Christof Ehrhart befürchtet, dass es durch die Steuerpolitik zu einem nachhaltigen Verdrängungsprozess auf dem deutschen Markt kommt. "Die Leute werden nicht weniger rauchen. Aber sie werden zu Billig-Zigaretten oder Schmuggelware greifen", sagt Ehrhart. In Großbritannien, wo Tabakwaren schon teurer seien, schätze man den Anteil an Schmuggelzigaretten auf 30 Prozent. Gleichzeitig sei der Anteil der Markenzigaretten massiv eingebrochen. Bei einer ähnlichen Entwicklung in Deutschland müsse man über den Produktionsstandort ernsthaft nachdenken.

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