Start in ein neues Leben

Trier · Ninorta Bahno (26) erlebt gerade aufregende Tage: Erst wurde sie zu Triers Weinkönigin gekürt, und nun hat sie mit ihrer Schwester Fadia (29) einen Ausbildungsvertrag bei der Agentur für Arbeit in Trier unterschrieben. Erst vor drei Jahren sind die beiden syrischen Frauen aus ihrer umkämpften Heimat geflohen.

 Fadia und Ninorta Bahno (von links) unterzeichnen bei Agenturchef Heribert Wilhelmi ihre Verträge.TV-Foto: Heribert Waschbüsch

Fadia und Ninorta Bahno (von links) unterzeichnen bei Agenturchef Heribert Wilhelmi ihre Verträge.TV-Foto: Heribert Waschbüsch

Foto: (g_geld )

Trier. Ninorta und Fadia Bahno haben sich für den großen Moment schick gemacht. Im Februar haben sie eine Einstiegsqualifizierung (EQ/ siehe Extra) bei der Arbeitsagentur begonnen, am 1. September starten die beiden Flüchtlinge in eine dreijährige Ausbildung bei der Arbeitsagentur in Trier. Beim Chef der Arbeitsagentur, Heribert Wilhelmi, unterzeichnen sie nun ihre Arbeitsverträge.
Und Wilhelmi ist von der Geschichte der beiden Frauen begeistert: "Ich bin sehr stolz, dass sie bei uns anfangen", sagt Wilhelmi. Insgesamt erhalten 14 Flüchtlinge aus Syrien, Eritrea, Afghanistan und dem Iran bei Arbeitsagenturen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland diese Chance. Fadia Bahno ist dafür sehr dankbar. "Wir wurden von so vielen Menschen unterstützt", sagt sie.
In Syrien hatte sie Pädagogik studiert. Doch Ausbildung und Lernmethoden seien in Deutschland anders, wie sie in den zurückliegenden Monaten erfahren hat. Seit Februar haben sich die 14 zukünftigen Auszubildenden in Daun in der Bildungsstätte der Arbeitsagentur vorbereitet. Neben Sprachunterricht haben sie viel über ihre neue Heimat erfahren: Die Geschichte, Geografie und Wirtschaft Deutschlands und Europas, die Struktur der Bundesländer und das Grundgesetz standen auf ihrem Seminarplan, ebenso wie Kernaufgaben des Sozialsystems, die Aufgaben der Bundesagentur für Arbeit oder auch das Erkennen und Erfassen von Kundenanliegen. Im Mittelpunkt stand dabei immer, ihre deutschen Sprachkenntnisse zu verbessern.
"Bei uns hat lernen bedeutet, Informationen auswendig zu lernen", sagt Ninorta. Hier sei das anders, man müsse sich Inhalte erschließen und erarbeiten, und vor allem würde sehr viel Wert auf Teamfähigkeit gelegt. Mit diesen Grundlagen starten die 14 Flüchtlinge ebenso wie 50 weitere junge Frauen und Männer am 1. September in ihre Ausbildung. "Wir haben die Zahl der Auszubildenden erhöht. In Trier beginnen neben den beiden Schwestern weitere vier Azubis die Ausbildung zur Fachkraft für Arbeitsmarktdienstleistungen.
Agenturchef Heribert Wilhelmi ist sich sicher, dass sie alle ihren Weg machen. "Es ist sehr beeindruckend, wie gut die Teilnehmer der Einstiegsqualifizierung vorbereitet sind." Für Wilhelmi auch ein Beispiel, wie gut dieses Arbeitsmarktinstrument wirkt. "Die Einstiegsqualifizierung bietet jedem Unternehmen die Gelegenheit, junge Menschen für eine Ausbildung im Betrieb fit zu machen." Und für Ninorta und Fadia Bahno ist das der Start in ein neues Berufsleben: "Wir haben so viel Gutes hier erfahren. Deutschland ist unsere neue Heimat, darauf sind wir stolz, und wir wollen möglichst viel an Dankbarkeit zurückgeben."Extra

Die Einstiegsqualifizierung ist ein von der Bundesagentur für Arbeit gefördertes Langzeitpraktikum (sechs bis zwölf Monate). Es richtet sich an Ausbildungssuchende mit eingeschränkten Vermittlungsperspektiven, die noch nicht in vollem Umfang ausbildungsfähig sind, an Lernbeeinträchtigte und sozial benachteiligte junge Menschen. Voraussetzung ist, dass sie bei der Berufsberatung gemeldet sind. Für Ausbildungsbetriebe wird die Einstiegsqualifizierung monatlich maximal mit 231 Euro plus 116 Euro Anteil an den Gesamtsozialversicherungsbeiträgen gefördert. "Unternehmen sollten diese Chance nutzen", wirbt Arbeitsagenturchef Heribert Wilhelmi bei der Wirtschaft für die EQ. hw

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