Start ohne Anlaufphase

TRIER. Start frei für das vierte private Trierer Fernseh-Experiment: Heute um Punkt 18 Uhr geht der neue Lokalkanal "Antenne West TV" erstmals auf Sendung. Wie seine Vorgänger ist auch der "Trier Plus"-Nachfolger nur in den Trier-Bitburger Kabelhaushalten zu empfangen.

"Wenn das hier ein Zuschauer sieht, ist die Illusion zerstört", sagt der immer ein wenig gehetzt wirkende "Antenne West"-Chef Sven Herzog, als er dem Besucher an diesem Morgen das neue Sendestudio in der Metternichstraße zeigt. Aus diesem abgedunkelten Raum, der kleiner ist als eine Einzelzelle und in dem nur drei Scheinwerfer und eine Kamera stehen, soll ab heute Abend der neue lokale Fernsehkanal in die etwas mehr als 40 000 regionalen Kabelhaushalte gesendet werden.Echter Moderator, falsche Kulisse

Der erste Eindruck täuscht. Modernste Technik wird beim Sendestart dafür sorgen, dass von dem Mini-Raum nichts zu sehen ist. Statt dessen bewegt sich der Moderator vor animierten Hintergründen, bewegten Bildern also. Der Moderator ist echt, der Rest ist Schein. "Wie beim Musiksender MTV", sagt Herzog. Der 37-Jährige erweckt den Eindruck, als könne er selbst noch nicht recht glauben, dass er jetzt - neben einem seit fast fünf Jahren erfolgreich laufenden Radiosender - auch noch Chef eines eigenen Fernsehsenders ist. Doch innerhalb nur eines Monats, nachdem das Koblenzer Oberverwaltungsgericht dem zahlungsunfähigen Vorgänger "Trier Plus" den Saft endgültig abgedreht hatte, stampfte Herzog mit seinen Co-Gesellschaftern und Mitarbeitern "Antenne West TV" aus dem Boden. Mit minimalem finanziellen Aufwand (20 000 Euro) und teils unkonventionellen Methoden: So wurden etwa eine Kamera und ein Produktionstisch preisgünstig im Internet ersteigert. "Damit kann man senden", sagt der Firmenchef nicht ohne Stolz. Sven Herzog, der mit seiner Herzog Telekom AG selbst schon einmal finanziellen Schiffbruch erlitten hatte, konnte bei seinen drei regionalen Fernseh-Vorgängern beobachten, wie schnell der Ofen aus sein kann, wenn nicht richtig gewirtschaftet oder falsch kalkuliert wird. Ihm, sagt er selbstbewusst, werde das nicht passieren. "Es gibt keine Anlaufphase. Die Gewinnschwelle wird schon im ersten Monat überschritten." Was den 37-Jährigen so optimistisch stimmt, sind unter anderem die von modernen Wirtschaftskapitänen so gerne ins Feld geführten Synergieeffekte: Nachrichten werden bei "Antenne West" übers Radio und übers Fernsehen verbreitet, Moderatoren "stricken" Beiträge für beide Medien, die (vorhandenen) Rundfunk-Räumlichkeiten werden von allen genutzt. Acht Leute, "drei Profis und fünf Volontäre", hat Herzog neu eingestellt, zusätzlich zu den 22 Mitarbeitern, die bis dato schon den Betrieb bei "Antenne West" am Laufen halten. Das aktuelle Programm startet vorerst täglich um 18 Uhr mit lokalen Nachrichten, Wetter und Filmbeiträgen aus der Region. Die halbstündige Sendung werde anschließend wiederholt, dabei aktualisiert und neu zusammen gestellt, sagt Geschäftsführer Mark Backes (32). Laut Firmenchef Herzog ist geplant, dass aktuelle Programm jeden Monat um eine Stunde nach vorne zu verlegen. Würde bedeuten: Ab Juli geht "Antenne West" statt um 18 Uhr bereits um 17 Uhr auf Sendung.

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