Suche nach verlorenen Sparkassen-Millionen

MAINZ. Das Ende der Kreissparkasse Cochem-Zell schlägt nun auch landespolitische Wellen: Dabei geht es um hohe Wertberichtigungen und nicht zuletzt um Kredite an den CDU-Abgeordneten und das ehemalige Verwaltungsratsmitglied Herbert Jullien.

Mit hohen Verlusten, riskanten Aktiengeschäften undausfallgefährdeten Krediten hat sich die KreissparkasseCochem-Zell im vergangenen Jahr in finanzielle Schieflage undNegativ-Schlagzeilen gebracht. Jetzt fragenSPD-Landtagsabgeordnete die Landesregierung nach den Gründen fürdas Debakel und haben unter anderem angebliche Millionenkreditean den Parlamentarischen Geschäftsführer derCDU-Landtagsfraktion, Herbert Jullien (Bullay/Foto: ddp), imHinterkopf. Jullien selbst sieht sich als Ziel einer "üblenVerleumdungskampagne", bei der es im November 2002 auch zu eineranonymen Anzeige wegen Kreditbetruges und Untreue gegen ihn kam.Die Staatsanwaltschaft Koblenz sah jedoch nach Vorlage vonKreditverträgen und -beschlüssen keinen Anfangsverdacht, um einErmittlungsverfahren einzuleiten. Kaum war im Dezembervergangenen Jahres die Fusion der in Not geratenen KreissparkasseCochem-Zell mit der Kreissparkasse Bernkastel-Wittlichbeschlossen, wuchsen die Verluste in Cochem-Zell merklich an.Statt 12,1 schlugen am Ende plötzlich 19,1 Millionen Euro negativzu Buche. Geheimnisumwittert ist ein vertraulicher Prüfbericht des Sparkassen- und Giroverbandes, der nach Angaben eines Kenners nicht nur Ungereimtheiten enthält, sondern sich auch mit den Krediten an Jullien befasst. Für die immensen Fehlbeträge der Kreissparkasse muss zu je 40 Prozent der Landkreis Cochem-Zell und der Sparkassenunterstützungsfonds sowie zu 20 Prozent die neu entstandene Sparkasse Mittelmosel gerade stehen. Damit ist auch der Steuerzahler mit von der Partie.

Der SPD-Abgeordnete Roger Lewentz fragt, in welcher Höhe inCochem-Zell Kredite an Verwaltungsrats- oder Vorstandsmitglieder zu den Verlusten beigetragen haben? Auch müsse geklärt werden, ob alle Kredite von den zuständigen Gremien bewilligt worden seien. Die SPD-Abgeordnete Heike Raab, selbst Verwaltungsratsmitglied der Sparkasse, will wissen, ob bei der Kreditvergabe und bei der Offenlegung des wachsenden Fehlbetrages alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Herbert Jullien vermutet, man wolle ihn persönlich und als Mitinhaber eines Steuerberatungsbüros in Trier beschädigen. Er habe bei der Kreissparkasse Cochem-Zell im Dezember 2000 einen persönlichen Kredit von 1,4 Millionen Euro zu banküblichen Konditionen für eine größere Bauinvestition in Trier-Zewen aufgenommen.

Raten fließen wie vereinbart

Der Kredit sei vom Verwaltungsrat einstimmig gebilligt und über Hypothek abgesichert, so Jullien. Weil die Baukosten stiegen und eine Vermietungsoption für eine Gewerbeflächen nicht eingelöst wurde, kam es über rund fünf Monate zu abgesenkten Tilgungsraten, die ansonsten jedoch wie vereinbart fließen, wie er versichert. Darin sieht der Finanzfachmann keinen Anlass für eine Wertberichtigung seines Kredites. Entsprechende Informationen habe er bisher von der Bank auch nicht erhalten. Dass er einen Kredit bei dem Institut aufnahm, dem er selber als Verwaltungsratsmitglied angehörte, ist für ihn kein Problem.

Zu den gleichen Konditionen habe ihm auch ein Angebot der Sparkasse Trier vorgelegen. Dort läuft nach seinen Angaben noch ein Kredit über 400 000 Euro. Die Turbulenzen um die Kreissparkasse Cochem-Zell fanden Anfang März einen

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