Tage der Wahrheit

LUXEMBURG. Die Turbulenzen in der Luftfahrtbranche haben nun auch die Luxair eiskalt erwischt: Die luxemburgische Fluggesellschaft verzeichnet für 2003 einen Gewinneinbruch von 88 Prozent auf 3,6 Millionen Euro. Luxair-Generaldirektor Christian Heinzmann will künftig Arbeitsplätze und Flugziele auf den Prüfstand stellen.

Einen "Cocktail schlechter Nachrichten" hat Luxair-Generaldirektor Christian Heinzmann mit der Vorlage der Zahlen für das vergangene Jahr auszuschenken: ein Gewinneinbruch um 88 Prozent auf nur mehr 3,6 Millionen Euro (2002: 29,6 Millionen Euro) und ein Umsatzrückgang um 4,3 Prozent auf rund 289 Millionen Euro (2002: rund 302 Millionen Euro) - das Jahr 2003 war wirklich kein gutes für die luxemburgische Fluggesellschaft. "Das sind mittelmäßige Resultate, und wir sind überhaupt nicht zufrieden", sagt Heinzmann bei der Vorstellung der Geschäftsbilanz.Zwölf Prozent Kunden weniger

Besonders bitter für die bislang erfolgsverwöhnten Luxemburger: Die durchschnittlichen Einnahmen pro Fluggast sinken. Der Grund: Die Fluggesellschaft fliegt nur halb volle Maschinen durch Europa, die Auslastung der Luxair ist innerhalb von zwei Jahren von nur 62 auf 58 Prozent gesunken. Zudem sind die Passagierzahlen um neun Prozent auf rund 1,1 Millionen im vergangenen Jahr zurückgegangen. Verschärft wird das ganze Dilemma noch durch den miesen Abschluss des Konzern-eigenen Reiseveranstalters Luxair Tours. Hier sank die Zahl der Kunden sogar um zwölf Prozent im Jahr 2003 auf etwa 153 000. Vor allem die deutschen Kunden sind der Luxair in Scharen davon gelaufen - elf Prozent weniger als im Jahr zuvor. Einziger Lichtblick am Luxair-Himmel: der Cargo-Bereich. Er hat sein Frachtvolumen im vergangenen Jahr um knapp elf Prozent auf gut 650 000 Tonnen gesteigert. Damit bleibt der Luxemburger Findel die europäische Nummer fünf im Frachtverkehr. Christian Heinzmann macht die gewachsene Konkurrenz durch die Billigflieger und die weltweite Konjunkturkrise für die schlechten Zahlen verantwortlich. "Wir haben in Sicherheit investiert und unser Möglichstes getan - vergebens", sagt der Generaldirektor resigniert. Optimismus schöpft er aus den ersten Zahlen für 2004. So habe man im Vergleich zum April 2003 bereits ein Plus von zehn Prozent eingeflogen. Das erste Quartal schließe immerhin mit plus neun Prozent ab. Doch nicht genug: Heinzmann will der Luxair in den kommenden sechs Monaten eine Rosskur verpassen. "Wir streben für 2005 ein Gleichgewicht an und wollen wieder rentabel fliegen", sagt er. Heißt: Alles muss auf den Prüfstand - Arbeitsplätze, Flugstrecken, Zielgruppen und Flotte. "Das ist eine schwerer Lebensabschnitt. Da müssen auch unpopuläre Entscheidungen getroffen werden." Noch sei man zu starr und unflexibel. Heinzmann: "Wir wollen keine Entlassungen, aber wir müssen mit den Sozialpartnern verhandeln." Immerhin bescherte die automatische jährliche Lohnerhöhung in Luxemburg der Luxair einen Personalkostenanstieg um neun Prozent - bei etwa gleichbleibender Mitarbeiterzahl von rund 2200. "Luxair wird überleben", ist der Generaldirektor sicher.

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