Tanken statt Kaffeesatz lesen

TRIER. Optimismus auf Sparflamme: Nach einem erneuten Rekordhoch des Rohölpreises warnt die internationale Energie-Agentur vor Spätfolgen für die Weltwirtschaft. Auch bei den Preisen für Heizöl sieht der Verband für Energiehandel zumindest für dieses Jahr keine Entspannung.

159 Liter fasst ein Barrel, doch obwohl der Ölpreis am Freitag mit 66,11 Dollar pro Barrel US-Rohöl ein erneutes Rekordhoch erreichte, fehlt bisher noch der Tropfen, der das Ölfass zum Überlaufen und damit die Weltwirtschaft zum Erlahmen bringen könnte. Nach dem jüngsten Bericht der Internationalen Energie-Agentur (IEA) in Paris ist dies jedoch nur noch eine Frage der Zeit - und vor allem nicht mehr all zu langer -, bis der stetig steigende Preis ernste Auswirkungen auf die globale Wirtschaft haben könnte. In ihrem Bericht warnt die Agentur vor Spätfolgen des Rekordpreises, zumal die Ölnachfrage in diesem und im kommenden Jahr nach Einschätzung der Institution noch wachsen werde. Auch der Preis für Opec-Öl hatte am Dienstag mit durchschnittlich 57,30 Dollar pro Barrel ein neues Rekordniveau erreicht - einziger Mitgliedsstaat der Opec, der bei der Förderung noch über freie Kapazitäten verfüge, sei Saudi-Arabien, heißt es im Ölmarktbericht, indem die Energie-Agentur bei den übrigen Opec-Mitgliedern Investitionszurückhaltung beklagt. Investitionszurückhaltung - oder vielmehr die Ungewissheit über den richtigen Investitionszeitpunkt - plagt angesichts der angespannten Verhältnisse auf dem Energiemarkt weiterhin auch die deutschen Privathaushalte mit Ölheizung. Hans-Jürgen Funke, Geschäftsführer des Verbands für Energiehandel Südwest-Mitte in Mannheim, rät Verbrauchern, möglichst bald zu tanken. "Wir empfehlen den Menschen seit Monaten, mit der nächsten Tankfüllung nicht all zu lange zu warten", sagt Funke, und bisher habe sich das wegen der stetig steigenden Preise auch immer bewährt. "Wir sehen nach wie vor einen Aufwärtstrend nach oben", fügt der Experte hinzu, und darauf zu spekulieren, dass es vor dem Winter noch günstiger werde, sei nicht mehr als "Kaffeesatzleserei". Eine Entspannung sieht der Verband für Energiehandel, wenn überhaupt, frühestens für das kommende Jahr. Auch das Statistische Bundesamt musste auf Grund des immer teurer werdenden Heizöls und der Kraftstoffe seine erste Juli-Schätzung bei der Teuerungsrate in Deutschland am vergangenen Donnerstag noch mal nach oben korrigieren. Im Vergleich zum Vorjahres-Juli sei das Leben in der Bundesrepublik im Schnitt um zwei Prozent (Heizöl um 41,2 Prozent) teurer geworden - ein Wert, der aus Sicht der Europäischen Zentralbank die Preisstabilität gefährde. Ohne die preistreibende Wirkung von Mineralölprodukten hätte die Teuerungsrate im Juli nach Angaben des Statistikamtes lediglich 1,3 Prozent betragen.

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