Traumberuf Verkäuferin

TRIER. Sonja-Rosita Weinand ist ein junges Mädchen auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Den Realschulabschluss hat sie mit einem Notendurchschnitt von 2,3 gemacht, doch trotz rund 150 Bewerbungen hat es mit einer Lehrstelle noch nicht geklappt.

 Voller Optimismus: Sonja-Rosita Weinand hofft auf eine Lehrstelle als Verkäuferin.Foto: Heribert Waschbüsch

Voller Optimismus: Sonja-Rosita Weinand hofft auf eine Lehrstelle als Verkäuferin.Foto: Heribert Waschbüsch

Der Integrationsfachdienst des Katholischen Vereins für soziale Dienste (IFD), SKM, hat seinen Sitz in Trier in der Röntgenstraße 4. Dort, im zweiten Stock, wartet die 19-jährige Sonja-Rosita Weinand, um ihre Geschichte zu erzählen. Das Mädchen aus Trier hat 2002 ihren Realschulabschluss gemacht und sucht seitdem eine Lehrstelle. Rund 150 Bewerbungen hat sie in dieser Zeit an Unternehmen geschickt, zu zehn Vorstellungsgesprächen wurde sie eingeladen. Doch bisher hat es nur zu einem 400-Euro-Job in einem Baumarkt gereicht.Hilfe bei der beruflichen Integration

Wer die junge Frau trifft, lernt eine aufgeweckte, selbstbewusste Person kennen, die weiß, was sie will. Bei der Begrüßung reicht sie dem Gegenüber die linke Hand, denn die rechte hat sie im Alter von zwei Jahren bei einem Unfall verloren. Die Geschichte kommt schnell und ohne Umschweife: "Wir sind damals in Trier aus dem Zug ausgestiegen, doch meine rechte Hand wurde von der Tür eingeklemmt, der Zug fuhr los, und ich verlor meine Hand", erzählt sie. 18 Jahre lebt sie mit dem Handicap, in der Schule wurde sie anfangs gehänselt, später akzeptiert und anerkannt, weil der Nachteil sie nie daran hinderte, ein ganz normales Mädchen zu sein. "Nur manchmal, vielleicht aus Neid, haben mich die anderen aufgezogen, doch mit dem Alter wurde es immer weniger", erinnert sich Sonja-Rosita Weinand. Christa Hoffmann vom SKM-Integrationsfachdienst, betreut die 19-Jährige seit einigen Monaten und ist von ihr begeistert. "Sonja- Rosita sucht seit fast zwei Jahren eine Lehrstelle. Sie hat Bewerbung um Bewerbung verschickt, auf viele hat sie nicht mal eine Antwort erhalten, und dennoch verliert sie nie den Mut oder gibt auf." Auch bei ihrem Teilzeitjob sei sie ausgesprochen engagiert und motiviert. Der Integrationsfachdienst des SKM bemüht sich im Bereich Trier-Saarburg, Menschen mit Behinderung in Brot und Arbeit zu bringen. Die meisten der insgesamt momentan 45 Betreuten versuchen nach Unfall, Reha und Behinderung den erneuten Einstieg ins Berufsleben. Die Vermittlungsberatung des IFD im Sozialdienst hat in Trier derzeit zwei Mitarbeiter, die sich 1,5 Stellen teilen. Sie unterstützen die Menschen bei der beruflichen Integration. Viele Jugendliche stehen allerdings nicht beim IFD auf der Liste. "Die meisten jungen Menschen mit einem Handicap finden bei Behörden eine Ausbildung oder einen Beruf", erklärt Christa Hoffmann. Doch Sonja-Rosita Weinand hat einen Wunsch: Sie will unbedingt Verkäuferin werden. "Etwas anderes kommt für mich nicht in Frage", ist die junge Frau in dieser Beziehung unflexibel. "Es ist einfach ihr Traum, einen Beruf zu finden, bei dem sie verkaufen kann und mit Menschen in Kontakt ist", hat ihre Betreuerin Verständnis für die Vorliebe ihres Schützlings. "Ich bin mir vollkommen sicher, dass Sonja-Rosita der Aufgabe gewachsen ist. Ich glaube sogar, dass sie einer Firma weitaus mehr Engagement und Loyalität entgegenbringt, als viele ihrer Altersgenossen", wirbt Christa Hoffmann um ein entsprechendes Lehrstellenangebot. Zudem winkt einem Ausbildungsbetrieb auch noch finanzielle Unterstützung vom Arbeitsamt. Ein Teil der Lohnkosten (je nach Behinderungsgrad) wird übernommen - der Integrationsfachdienst steht dem Arbeitgeber beratend zur Seite. Auch deshalb hofft Christa Hoffmann, dass sie einen Ausbildungsbetrieb für Sonja-Rosita Weinand findet. Weitere Informationen zum Integrationsfachdienst gibt es unter Telefon 0651-146500.

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